Unsere Gäste im Haus Langenbroich 2023

Azadeh Karami, geboren 1984 in Iran, erwarb einen Bachelor-Abschluss in Architektur in Teheran. Schon in jungen Jahren interessierte sie sich für das Lesen und Schreiben von Gedichten und Geschichten. In den letzten Jahren schrieb sie zwölf Kurzgeschichten und mehr als fünfundzwanzig lange und kurze Gedichte. Im Heinrich-Böll-Haus arbeitete sie an ihrem ersten Roman. Sie sagt über sich selbst, das Schreiben ermögliche es ihr, mit sich selbst ins Reine und sich selbst näher zu kommen. Das Wunder des Wortes fasziniere sie als etwas zunächst Unbegreifliches, das jede*r Schriftsteller*in oder Dichter*in auf seine Weise gestaltet und so unterschiedliche Welten schafft.

Angesichts der schwierigen gesellschaftlichen Ereignisse im Iran im Jahr 2022 setzt sich Azadeh als Aktivistin für die Rechte der Frauen in ihrem Land ein und erhebt ihre Stimme aus dem Exil in Deutschland.

Esmaeil Pirhadi, geboren in Iran, studierte traditionelle iranische Musik und schloss mit dem Bachelor-Examen an der Universität in Guilan ab. Schon als Student begann er, andere Studierende im Spielen der Setar zu unterrichten - einem Saiteninstrument, das vor allem in der klassischen Musik Persiens gespielt wird. Esmaeil Pirhadi nutzte die Kunst des Setar-Spiels dazu, in eigenen Liedern seinem Protest gegen die iranische Politik Ausdruck zu verleihen; seine Parodien haben ihn landesweit bekannt gemacht. Öffentliche Veranstaltungen und Konzerte Esmaeil Pirhadis wurden bald von den iranischen Behörden untersagt, an international bekannten Filmen wirkte Pirhadi jedoch als Musiker weiterhin mit.

Seine berufliche Karriere als Künstler und als Musiklehrer verbindet Pirhadi seit vielen Jahren mit sozialem Engagement. Dazu zählt u.a. die musikalische Förderung junger Menschen aus einfachen Verhältnissen oder von Kindern mit Förderbedarf. Für seine künstlerischen Fähigkeiten und sein Engagement wurde er international ausgezeichnet.

José Luis Rocha Gómez, geboren 1967 in Managua/Nicaragua, trat zunächst einem Jesuitenorden bei und wirkte viele Jahre als Seelsorger an der Atlantikküste von Honduras. Später legte er die Priesterwürde nieder, kehrte nach Nicaragua zurück und entschied sich für die sozialwissenschaftliche Forschungsarbeit an der UCA. Eines seiner wichtigsten Arbeitsgebiete war die Migrationsforschung. So interpretierte er die zentralamerikanische Migration in die Vereinigten Staaten in einer umfassenden Untersuchung mit einem ungewöhnlichen Ansatz als „zivilen Ungehorsam“. Diese Arbeit wurde 2016 von der Philipps-Universität in Marburg für die Promotion im Fach Soziologie angenommen, und sie erschien als Buch mit dem spanischen Titel „La Desobediencia de las Masas“ (San Salvador 2017). Seine Studie zur Politisierung der nicaraguanischen Jugend im Vorfeld der Protestbewegung von 2018 („Autoconvocados y Conectados“) wurde international aufgenommen und avancierte zu einem vieldiskutierten Standardwerk. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universidad Centroamericana de El Salvador und am Brooks Institute for Global Poverty an der Universität von Manchester und hat Forschungsstipendien von der Ford Foundation, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Indiana University sowie etliche akademische Ehrungen erhalten. José Luis Rocha publizierte in diversen Zeitschriften der Wissenschaft und Politik. 

José Luis Rocha verstarb Ende Dezember 2023 im Exil in einem Krankenhaus in Guatemala-Stadt.

Mohamad Abi Samra, geboren 1953, ist ein libanesischer Journalist und Romanautor. Er studierte an der libanesischen Universität und war als Kulturjournalist bei führenden arabischen Publikationen wie Al-Safir, Al-Nahar und Al-Hayat tätig. Er veröffentlichte mehrere Romane, sein Roman Women Without Trace (2019) wurde für den arabischen Booker Prize nominiert.

Während seines Aufenthaltes schrieb er u.a. Artikel für das in London erscheinende arabische Kulturmagazin Majalla.

Omar Gabryel Sfeir, geboren in Frankreich, aufgewachsen und ansässig in Beirut, Libanon. Omar begann von klein auf, mit Film und Fotografie zu experimentieren, bis zur Konzeption und Fertigstellung seiner beiden Kurzfilme: „Salwa - Empreintes d'un album photo“ und dem Dokumentarfilm „Album“. Seine vielfältige künstlerische Expertise in den Bereichen Fotografie und Kunst speist sich aus einem reichen Erfahrungsschatz. Inspiriert von Identitätskonzepten und der Meinungsfreiheit verpflichtet, gehört Omars besondere Leidenschaft der Ermöglichung von Selbstentfaltung und der Teilnahme an einer Kunst, die auf Einbeziehung, Selbstausdruck und Freude basiert. Seine filmische Kunst konzentriert sich auf die Darstellung menschlicher Intimität, der Komplexität menschlicher Beziehungen, von Geschlecht und Sexualität.

Serhii Vilka, geboren 1987 in der Ukraine, ist Komponist, Multiinstrumentalist, Dirigent sowie Mitbegründer des Sed Contra Ensembles. Er erwarb seinen Abschluss als Flötist und Komponist an der Tschaikowsky-Musikakademie in Kiew. Als Interpret spielte Serhii Vilka mehr als einhundert Welt- und Erstaufführungen vieler ukrainischer und ausländischer Komponisten und nahm an diversen internationalen Workshops und Festivals teil. Sein Soloklavier-Stück „Meditation über den Namen von John CAGEwurde als Pflichtstück für Pianist*innen an der Tschaikowsky-Musikakademie ausgewählt.

Serhii Vilka besuchte Meisterkursen und Workshops u.a. mit Pierre-Yves Artaud, Johannes Schoellhom, Jerzy Komowicz, Chaya Czemowin, Zygmunt Kranze, Toshio Hosokawa, Juste Janulyte und Eden Ladin, seine Musik wird international aufgeführt. Er lebte zusammen mit seiner Ehefrau Hanna Tytarenko und dem Hund Boh im Heinrich-Böll-Haus.