Vorwort zu "Oben - Ihr Flugbegleiter"

Fliegen ist ein zentraler Bestandteil der globalen, vernetzten Welt. Gleichzeitig lassen sich die ökologischen Auswirkungen nicht länger verdrängen. Klar ist: Der Flugverkehr muss umweltverträglicher werden. Genau hier beginnt die Zusammenarbeit der Airbus Group und der Heinrich-Böll-Stiftung, denn ein klimaverträgliches Fliegen liegt im Interesse aller. Ein Beitrag aus Oben - Ihr Flugbegleiter.

Der Luftverkehr ist ein zentraler Bestandteil der modernen, global vernetzten Welt. Das gilt für das Berufsleben wie für unsere private Lebenswelt. Er bildet ein weltweites Netz, das Menschen und Güter verbindet. Wer die Welt kennenlernen und am globalen Austausch teilnehmen möchte, kommt um das Fliegen nicht herum.

Aktuell verzeichnen wir etwa 3,3 Milliarden Flugreisen im Jahr. In 20 Jahren werden es voraussichtlich doppelt so viele sein. Vor allem in Asien, im Mittleren Osten und in anderen aufsteigenden Regionen wächst der Flugverkehr rasant. Entsprechend wird auch die Zahl der Passagierflugzeuge zunehmen. Auch hier wird in den kommenden zwei Jahrzehnten mit einer Verdoppelung auf rund 37.500 Flieger gerechnet. Bis vor Kurzem war das Fliegen lediglich einer kleinen Gruppe privilegierter Menschen vorbehalten – vorwiegend im westlichen Teil der Welt. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Günstigere Ticketpreise und das Anwachsen der globalen Mittelschicht haben zu einer "Demokratisierung des Fliegens" geführt. Fliegen ist ein Teil der modernen Massenkultur geworden.

Der Umstand, dass Anhänger der Grünen häufiger als andere mit dem Flugzeug reisen, wirft ein Licht auf die Konflikte, in denen sich ökologisch bewusste Menschen bewegen, wenn es um das Thema Fliegen geht. Mobilität bedeutet ein Stück Freiheit. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sind immer stärker global vernetzt. Zugleich lässt sich das Wissen um die ökologischen Auswirkungen des Fliegens nicht länger verdrängen.

Das gilt insbesondere mit Blick auf den Klimawandel. Die beachtlichen Effizienzgewinne beim Treibstoffverbrauch werden durch die hohen Wachstumsraten im internationalen Flugverkehr übertroffen. Im Ergebnis steigen die klimarelevanten Emissionen. Damit die Luftfahrt ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, braucht es eine Trendwende. Der Flugverkehr muss umweltverträglicher und nachhaltiger werden.

Das betrifft die Antriebstechnik, die eingesetzten Kraftstoffe, die Bauweise von Flugzeugen und die verwendeten Materialien ebenso wie das Luftverkehrsmanagement und den Flughafenbetrieb. Bis die Vision vom CO2-neutralen Fliegen Wirklichkeit wird, braucht es noch einige Jahrzehnte. Auf dem Weg dahin muss es gelingen, den CO2-Ausstoß in der Luftfahrt deutlich zu reduzieren.

Mit Einführung neuer Flugzeuge wie dem A350 oder dem A320neo wird die Umweltbilanz moderner Flugzeugflotten um rund 20 Prozent verbessert. Dennoch muss – und wird – der Kerosinverbrauch auch in Zukunft weiter sinken. Das gilt erst recht, wenn künftig CO2-Emissionen im globalen Flugverkehr mit Abgaben belegt werden. Ähnliches gilt für den Lärmschutz. Nur durch immer leisere Flugzeuge können Start- und Landezeiten in Ballungsgebieten optimal genutzt werden. Gleichzeitig werden Umweltbelange immer wichtiger für die gesellschaftliche Akzeptanz des Flugverkehrs. Trotz aller Verbesserungen beim Lärm- und Emissionsschutz, die bereits in den vergangenen Jahren erzielt wurden, bleibt also auf politischer und technischer Seite viel zu tun.

Wie die Luftfahrt reguliert werden soll und welche Auflagen überhaupt Sinn ergeben, ist umstritten. Sie sollten möglichst international erfolgen, einen einheitlichen Wettbewerbsrahmen setzen und technische Innovationen befördern. Die Handlungsoptionen für einen nachhaltigen Flugverkehr zu sondieren war das Ziel eines offenen Dialogs zwischen der Airbus Group und der Heinrich-Böll-Stiftung im vergangenen Jahr. In den Gesprächen wurde deutlich, dass es – trotz mitunter divergierender Auffassungen – durchaus einen Grundkonsens gibt, wohin die Reise gehen soll.

Bei der Frage nach dem nachhaltigen Fliegen stehen Ökonomie und Ökologie nicht zwangsläufig im Widerspruch. Im Gegenteil: Ökologische und ökonomische Vernunft sind eng verzahnt und bedingen einander. In Zeiten, in denen – trotz des derzeit moderaten Ölpreises – der Treibstoff weiterhin Kostenfaktor Nummer eins im Luftverkehr ist, wird Airbus nur dann im weltweiten Wettbewerb bestehen, wenn seine Flugzeuge so effizient wie irgend möglich fliegen. In dieser Hinsicht ist in den letzten Jahren bereits vieles geschehen. Auch bei gemeinsamen Zielen kann es unterschiedliche Auffassungen zur Frage des Weges geben. Das gilt insbesondere für die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen für den Luftverkehr mit Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Entsprechend war dieses Thema auch ein Schwerpunkt der Dialogreihe. Der Austausch zwischen Flugzeugindustrie und Luftfahrtbranche mit grüner Politik und Nichtregierungsorganisationen war ein lohnendes Unternehmen.

Auch wenn die vorliegende Publikation keine abschließenden Antworten liefert, vermittelt sie doch wichtige Einsichten in den aktuellen Stand der technischen Entwicklungen und der politischen Debatte um eine nachhaltige Zukunft des Fliegens. Darauf lässt sich in den kommenden Jahren im weiteren Dialog aufbauen.