Chile: "Secos" – die dunkle Seite des Avocadobooms

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Chile ist das einzige Land der Welt, in dem Wasserressourcen und Wassermanagement zu 100 Prozent privatisiert sind. Welche verheerenden Auswirkungen das hat, zeigt unser Dokumentarfilm „Secos“ auf eindringliche Art und Weise.

Schriftzug "Secos" auf trockenem, steinig braunem Untergrund

Avocados gelten als gesund und erfreuen sich wachsender Beliebtheit unter deutschen Verbraucher/innen. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes hat sich die Importmenge in den letzten sechs Jahren nahezu verdoppelt. Mehr als 58.000 Tonnen der vitamin- und mineralstoffreichen Früchte wurden 2016 in die Bundesrepublik importiert.

 

Weniger bekannt ist die katastrophale Umwelt- und Menschenrechtsbilanz der beliebten Früchte. Nahezu 1000 Liter Wasser werden benötigt, um 2,5 Avocados zu produzieren. Ein Großteil des Exports konzentriert sich in den Händen von wenigen Großbetrieben, die Kleinbauern und –bäuerinnen aus dem Markt gedrängt haben. Besonders bedenklich ist die Situation in Ländern, in denen das Grundrecht auf Wasser (verfassungs-)rechtlich nur unzureichend verankert ist. Eines dieser Länder ist Chile. Der Andenstaat nimmt eine globale Sonderstellung bezüglich der Wasserpolitik ein. Hier hat der Staat freiwillig seine Schutzfunktion bei der Bereitstellung des Zugangs zu Wasser als Grundrecht aufgegeben. Die Verfassung und das aktuelle Wassergesetz (Código de Agua) wurden während der Militärherrschaft verfasst und ermöglichten es dem Staat Wasserrechte gratis an Dritte zu übertragen, die ihre Besitzrechte dann frei auf einem Wassermarkt nach den Kriterien von Angebot und Nachfrage handeln können. Dies hat zu einer wachsenden Konzentration der Wasserrechte in den Händen weniger Großunternehmer aus dem Agrar-, Bergwerks- und Forstwirtschaftssektor geführt. 80 Prozent des Trinkwassers Chiles wird heute in der Agrarindustrie verbraucht, insbesondere auch für den boomenden Avocado-Export.

Der Kurzfilm SECOS entstand in einer trilateralen Kooperation zwischen dem Regionalbüro Cono Sur der Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Santiago de Chile, unserer Partnerorganisation MODATIMA (Movimiento de Defensa del Agua, la Tierra y la Protección del Medio Ambiente: Bewegung zur Verteidigung des Wassers, des Landes und für den Umweltschutz) und der chilenischen Produktionsfirma POETASTROS. Ein Dutzend der bekanntesten Film- und Fernsehschauspieler/innen Chiles hatten sich bereit erklärt, auf ihre Gagen zu verzichten, um an diesem Kurzfilm mitzuwirken. SECOS thematisiert die katastrophalen Auswirkungen der Privatisierung des Grundrechts auf Wasser in der Avocado-Industrie in der Provinz Petorca. Das traditionelle Zentrum des Avocado-Anbaus wurde aufgrund der Übernutzung der Wasserressourcen durch die massive Ausdehnung von Avocado-Plantagen in eine Wüstenlandschaft verwandelt, die beiden Flüsse sind ausgetrocknet.

Mehr als 7000 Kleinbauern und Kleinbäuerinnen verloren ihre Existenzgrundlage und die Bevölkerung muss über Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden, mit hohen Kosten und fragwürdiger Wasserqualität. Nach einer Reportage des dänischen Journalistenteams Danwatch erhielten die Mitglieder unserer Partnerorganisation MODATIMA Morddrohungen und bedürfen seither Schutzmaßnahmen. Der Film richtet sich auch an deutsche und europäische Verbraucher/innen, Politiker/innen und Menschenrechtsorganisationen und die Lebensmittelketten, die die Avocados in Europa verkaufen und möchte einen Dialog zum Grundrecht auf Wasser und verantwortungsbewussten Konsum anstoßen.

Dokumentation mit deutschen Untertiteln



Dokumentation mit englischen Untertiteln

'SECOS' recuperar el agua para las comunidades y territorios - Fundación Heinrich Böll Santiago de Chile

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Mehr zum Thema:

Die Spur der Avocado — Eine Graphic Novel
über Wasserraub in Chile  Illustriert von Magdalena Kaszuba

Hier können Sie sich die gesamte Novel ansehen