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Landtagswahl Hessen 2018

Ergebnisse und Analysen
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Wahlergebnis

Bei der Landtagswahl in Hessen sind die Berliner Regierungsparteien CDU (27,0 Prozent; ‑11,3 Prozentpunkte) und SPD (19,8 Prozent; -10,9 Prozentpunkte) die klaren Wahlverlierer. Wahlgewinner sind vor allem die Grünen, die mit 19,8 Prozent und 94 Zweitstimmen Vorsprung vor der SPD zweite Kraft im Landtag werden. Die Grünen profitieren wie bereits in Bayern fast gleichermaßen von CDU- und SPD-Wechselwähler/innen. Der AfD gelingt es, mit 13,1 Prozent in den 16. Landtag einzuziehen. Als einzige Partei gewinnt die AfD in nennenswertem Umfang aus dem Nichtwähler/innen-Lager hinzu. FDP und Linke sind mit 7,5 bzw. 6,3 Prozent wieder im Landtag. 

Wahlbeteiligung

Der Trend einer steigenden Wahlbeteiligung setzt sich in Hessen nicht fort. Dies liegt vor allem daran, dass die Wahlbeteiligung 2013 bedingt durch die zeitgleiche Bundestagswahl überdurchschnittlich war. Mit 67,3 Prozent liegt die Wahlbeteiligung 2018 leicht über dem hessischen Durchschnitt von 66,7 Prozent (1990-2013).

Parlament & Regierungsbildung

Der Landtag ist mit 137 Abgeordneten deutlich größer als zuvor. Die stark gestiegene Fragmentierung macht sich in Form zahlreicher Überhang- und Ausgleichsmandate bemerkbar, selbst wenn die Grünen erstmals in Hessen fünf Direktmandate erringen. Die CDU ist mit 40 ausschließlich direkt gewählten Abgeordneten die stärkste Fraktion, Grüne und SPD liegen mit 29 Abgeordneten gleichauf. Die AfD ist mit 19, die FDP mit 11 Abgeordneten vertreten. Die Linke bildet mit 9 Abgeordneten die kleinste Fraktion. Damit ergeben sich knappe Mehrheitsverhältnisse. Zum einen ist eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition mit 69 von 137 Stimmen im Parlament möglich, zum anderen wäre mit gleicher Stimmzahl eine Koalition von Grünen, SPD und FDP realisierbar. Eine rechnerisch ebenfalls mögliche Koalition von CDU und SPD ist ebenso unwahrscheinlich wie eine Jamaika-Koalition von CDU, Grünen und FDP. Der Frauenanteil im neu gewählten Landtag ist mit rund 33 Prozent gering. Während bei Grünen, SPD und Linken Frauen (sehr) gut vertreten sind, sind sie bei der CDU, FDP und AfD unterrepräsentiert. Auch bei den Wahlbewerber/innen waren Frauen mit rund einem Drittel der Vorschläge unterrepräsentiert.

Politische Stimmung & Wahlmotive

Die Landtagswahl kann sich nicht von der bundespolitischen Stimmungslage abkoppeln. Allerdings zeigt die Analyse, dass auch landespolitischen Aspekten eine wichtige Rolle zukommt. Den Grünen ist es gelungen, in der Landesregierung an Profil und Kompetenzzuschreibung zu gewinnen. Tarek Al-Wazir ist darüber hinaus der beliebteste Politiker in Hessen. CDU und SPD haben in der letzten Legislaturperiode hingegen sachpolitisch verloren und konnten so dem Berliner Gegenwind keine landespolitischen Argumente entgegensetzen. Die Erfolge der AfD sind vor allem bundespolitisch motiviert als Protestwahl zu sehen. Auffällig ist allerdings, dass die langjährige Polarisierung bzw. Spaltung in Hessen überwunden wurde. Ein übergreifendes Thema war im Wahlkampf nicht erkennbar, vielmehr ist eine Fragmentierung der wahlentscheidenden Themen zu konstatieren, wobei von vielen Wähler/innen kein spezielles Thema als wahlentscheidend benannt wurde.

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Oktober 2018
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung
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