Großwohnsiedlung Mariengrün: Gut gedämmt und trotzdem erschwinglich

Best Practice

Bei Winfried Glischke wurde saniert und energetisch modernisiert. Die Warmmiete stieg aber nur um 10 Euro im Monat. Und Winfried Glischke profitiert von einem angenehmen Wohnklima. Der Endenergieverbrauch hat sich mehr als halbiert.

Wohnanlage Mariengrün
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Wohnanlage Mariengrün: Energetische Sanierung geht auch sozialverträglich.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Klimasozial sanieren".

Winfried Glischke war einer der ersten im Hochhaus, als er gemeinsam mit seiner Frau 1971 in die neue Großwohnsiedlung im Berliner Stadtteil Marienfelde zog. Die Siedlung gehört der degewo AG, dem größten landeseigenen Wohnungsbauunternehmen in Berlin. Die Glischkes wohnen in einer 74,5 Quadratmeter großen Wohnung mit zweieinhalb Zimmern, Küche, Bad und Balkon. Der 67-jährige war ehemals Instandhaltungsmitarbeiter in der Automobilbranche, ist jetzt Rentner und Vorsitzender einer Kleingartenanlage. „11. Stock mit Weitblick über die Stadt, die sich seitdem stark verändert hat“, erzählt er. 2017 stand - genau 40 Jahre nach seinem Einzug - die Grundsanierung an.

Sanierung rundum positives Erlebnis

Winfried Glischke

Von Anfang an wurden die Mieter über die nötigen Sanierungsarbeiten gut informiert, erzählt Glischke: „Ich war überall dabei, seit der ersten Informationssitzung in einer Schule. Da wurden wir über die Baufolgen, Terminierung, Baumaterialien und den Nutzen der Sanierung aufgeklärt. Der Zeitplan und die Kostenstruktur wurden eingehalten, für mich war es ein rundum positives Ergebnis.“

Die Dämmung der Fassaden und Decken und die Erneuerung der Fenster betrafen die Mieter/innen unmittelbar. Während der Renovierungsarbeiten (Strangsanierung) mussten sie bis zu sechs Wochen ausziehen. Das Ehepaar Glischke bewohnt eine Wohnung, die zur ersten Etappe der Sanierungsarbeiten gehörte. „Eine Sanierung ist natürlich nie leicht. Wir hatten auch noch besonderes Pech: Als sie das Dach abgedeckt haben, hat es in der Nacht stark geregnet und wir hatten morgens drei Zentimeter Wasser in der Wohnung. Die Belastung war schon hoch, aber das Ziel war ja klar. Und ich wusste eigentlich immer, was auf uns zukommt.“

Eigene Kleinkraftwerke

In der fast 166.000 Quadratmeter umfassenden Siedlung wurden zwei Blockheizkraftwerke installiert, die durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowohl Wärme als auch Energie erzeugen. Der Energieverbrauch für Warmwasser und Heizung verringerte sich so um die Hälfte. Der erzeugte Strom wird teils ins Netz eingespeist und teils den Mieter/innen zu einem günstigen Tarif angeboten.

Gemeinsam mit dem Wärmedämmverbundsystem und der Erneuerung der Fenster ergibt sich eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 70 Prozent, also um 4.000 Tonnen pro Jahr.

Mariengrün

Datenblatt "Mariengrün"

  • Großwohnsiedlung mit 2.410 Wohnungen für ca. 4.000 Mieter
  • Wohnungsgröße: Ø 69 m²
  • Eigentümerin: degewo AG
  • Energieträger Wärme: Von Erdgas auf Nahwärme (Erdgas/Biogas)
  • Senkung Endenergie: von 156 kWh/m² auf 69 kWh/m² im Jahr
  • Senkung Primärenergie: von 46.637 auf 6.390 MWh/a
  • Energetische Maßnahmen: Fassadendämmung; Fenster neu; Dach und Kellerdecke mit Dämmung; Solarstrom vom Dach; 2 BHKW mit je 800 kW, eins mit Biogas
  • Sonstige Maßnahmen: Sanierung/Modernisierung Küchen, Bäder, Erneuerung Stränge, teilweise barrierearme Wohnungen, ein Bereich betreutes Wohnen, Neugestaltung zur Parklandschaft, Spielplätze
  • Modernisierungsumlage (damals gesetzlich max. 11% möglich): 4%
  • Kaltmiete: von 349,50 € auf 393,87 € für 88 m²-Wohnung; das entspricht einer Steigerung von 3,97 €/m² auf 4,48 €/m² (insgesamt + 0,50 €/m²)
  • Kosten Heizung und Warmwasser: Senkung von 80,08 € auf 56,95 € für 88 m²-Wohnung; entspricht einer Senkung von 0,91 €/m² auf 0,65 €/m²; (- 0,26 €/m²)
  • Warmmiete: von 6,58 €/m² auf 6,82 €/m²; entspricht + 0,24 €/m²

Sorge um Schimmelbildung

Die neue Dämmung sorgt für einen niedrigeren Heizbedarf: „Die Wohnung ist sehr gut beheizbar, das Thermostat stellen wir jetzt niedriger ein. Bevor gedämmt wurde hat man sich natürlich Gedanken über Schimmel gemacht, man hatte ja wenig Erfahrung mit so gut gedämmten Häusern. Wir haben natürlich eine Lüftungsverpflichtung, aber man lüftet ja sowieso und Schimmel hat sich nicht gebildet“, erzählt Glischke.

Für die Mieter/innen bedeutet das, dass sie geringere Ausgaben haben und durch die Energieeinsparung zum Klimaschutz beitragen. „Offensichtlich hat sich auch unser Energieverbrauch reduziert. Ich kann ja nur Geld zurückbekommen, wenn ich weniger verbraucht habe“, sagt Glischke. Er verbrauche nach der Sanierung weniger fossilen Brennstoff und merke das auch am Geldbeutel.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Klimasozial sanieren".