Anna Lehner, Ludwig-Maximilians-Universität – München

Stabilisierung und Scheitern von Demokratie? Regierungspraxis in der „Ära Held“ (1924-1933)

Das Dissertationsprojekt analysiert anhand der bayerischen Kabinette unter Ministerpräsident Heinrich Held von 1924 bis 1933 die Alltagsarbeit einer politischen Institution der Weimarer Republik.

Die relativ stabile Phase der ersten deutschen Demokratie ab 1924 manifestierte sich insbesondere in der personellen Kontinuität in der bayerischen Landesregierung vom Juni 1924 bis zum März 1933. Zentrale These ist, dass die lange Amtszeit der Kabinette Held, deren Mitglieder in ihrer Sozialisation mehrheitlich die vorrepublikanische Ordnung repräsentierten, nicht automatisch – wie von der bisherigen Forschung vorausgesetzt – mit einer Konsolidierung der parlamentarischen Ordnung einherging.

Das Projekt zeigt erstmals, inwieweit sich die Praxis des Regierungsbündnisses in die von der Verfassung vorgegebene demokratische Republik einfügte bzw. gegen diese arbeitete. Im Fokus stehen das Kabinett als Institution, die nach biographischen Kriterien zu untersuchenden Regierungsmitglieder und v. a. die Praktiken, die sich in den Kabinetten Held fortführten, etablierten und transformierten. Insgesamt entsteht so ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis der politischen Kultur in den als stabil geltenden Jahren der Weimarer Republik.