Sebastian Vogel, Karlsruhe Institut f. Technologie (KIT)

In Zeiten voranschreitender Globalisierung unterliegt insbesondere die Biodiversität einem starken Wandel. Durch die Auflösung biogeographischer Barrieren entstehen neue Verbreitungskorridore, die gebietsfremden Lebewesen die Besiedelung neuer Areale ermöglichen. Auffällig wird die Einschleppung und Ausbreitung dieser "Neobiota", wenn sie hohe Populationsdichten erreichen und in direkter Konkurrenz zu einheimischen Spezies geraten. Sie werden daher auch als "invasive Arten" bezeichnet. Im Rhein beträgt der Anteil der invasiven Arten an der Biomasse mittlerweile über 90%.

Neben den freilebenden Neuankömmlingen werden durch invasive Spezies jedoch auch Parasiten verbreitet. Da etwa die Hälfte aller Lebewesen Parasiten sind, ergeben sich somit komplett neue Dynamiken in Wirt-Parasit-Beziehungen. Doch schon bei der Identifikation der Protagonisten treten Probleme auf, da es keinen allgemeingültigen Artbegriff gibt. So werden beispielsweise durch molekulare Untersuchungen Unterschiede zwischen einheimischen und gebietsfremden Parasiten aufgezeigt, die sich nach äußerlichen Kriterien kaum unterscheiden lassen. Es ist dann von "kryptischen Arten" die Rede. Bei Parasiten kommt hinzu, dass diese sich auch in der Wahl ihres Lebensraumes, d.h. ihres Wirtes, unterscheiden können.

Diese Überschneidungen zwischen Invasionsökologie und Parasitologie sollen in meiner Promotion anhand von Acanthocephalen der Gattungen Pomphorhynchus und Paratenuisentis untersucht werden. Es handelt sich hierbei um Kratzwürmer, die als adulte Tiere im Darm von Fischen leben. Als Zwischenwirt in ihrer Entwicklung dienen den Larven dieser Parasiten Flohkrebse, wie z.B. der invasive "Killer Shrimp" Dikerogammarus villosus oder der getigerte Flohkrebs Gammarus tigrinus. Mit einer Kombination aus morphologischen und molekularen Methoden möchte ich den Einfluss der invasiven Wirte auf die Verbreitung, Wirt-Parasit-Interaktion und Evolution von Acanthocephalen untersuchen.