Biodiversität ist lebensnotwendig

Die Vielfalt der Gene ist eine wichtige Ressource: für die ­Ernährung, für neue Medikamente oder neue biotechnologische Produkte. Schlüssel­­arten sind für ganze Ökosysteme entscheidend – sterben sie aus, ist das ganze System bedroht.

Die Vielfalt von Arten im­ Ökosystem und Vielfalt der Individuen innerhalb einer Art machen Lebensräume widerstands- und anpassungs­fähig, zum Beispiel an den Klimawandel.

Nur eine intakte Natur kann Ökosystemfunktionen erhalten, die auch für Menschen nützlich sind, z.B. sauberes Wasser und saubere Luft, bestäubende Insekten oder Speicher für Kohlendioxid.

Eine intakte, vielfältige Natur erhält späteren Generationen die Lebens­grundlagen und lässt Möglichkeiten für Nutzungen und Erfindungen offen. Ihr Erhalt ist somit eine Frage der intergenerationellen Gerechtigkeit.

Biologische Vielfalt: Genetische Vielfalt - Artenvielfalt - Ökosystemvielfalt

Biologische Vielfalt

Biologische Vielfalt bedeutet die Vielfalt der Lebewesen auf dem Land, im Meer und in Gewässern sowie die Vielfalt ihrer Lebensräume; dies schließt die Vielfalt innerhalb der Arten, zwischen den Arten und der Ökosysteme ein (nach: Konvention über biologische Vielfalt)

Biodiversitätszonen weltweit: Anzahl der Tier- und Pflanzenarten pro 10.000 km²

Hier tobt das Leben: Hotspots der biologischen Vielfalt

Biodiversitäts-Hotspots sind Regionen, in denen eine große Zahl endemischer Pflanzen- und Tierarten leben, deren Lebensräume besonders bedroht sind. (Endemisch = ausschließlich in einem ­begrenzten Gebiet vorkommend)

Weltweit liegen die meisten dieser Hotspots in Ländern am Äquator. Diese bedecken zwar nur einen kleinen Teil der Erdoberfläche, doch dort herrscht eine über­wältigende Artenvielfalt: Auf 2,3 Prozent der weltweiten Land­fläche wachsen 50 Prozent aller Pflanzen­arten, leben 55 Prozent aller Süßwasser­fischarten und 77 Prozent aller Landwirbeltiere.

 

Biodiversitätszonen in Deutschland


1732 - Das Gedicht «Die Alpen» erscheint; der Naturforscher Albrecht von Haller beobachtet und beschreibt darin den Reichtum der Natur im Berner Oberland.

1845 - Alexander von Humboldt veröffentlicht den ersten Band des «Kosmos». Er entwirft darin ein Verständnis von Natur als lebendiges Ganzes.

1849 - Der Vogelkundler Johann Friedrich Naumann berichtet in der ornithologischen Zeitschrift Rhea über die Abnahme der Vogelbestände in Deutschland.

1865/66 - Der Augustinermönch Gregor Mendel stellt die Vererbungsregeln vor, die er in seinem Klostergarten in Brünn entdeckt hat; die Mendelschen Gesetze bilden die Grundlage der modernen Pflanzenzüchtung.

1898 - Der Präsident Südafrikas ernennt ein Gebiet im Nordosten des Landes zum Sabie Game Reserve; 28 Jahre später wird daraus der Kruger-Nationalpark, das älteste Naturschutzreservat Südafrikas.

1935 - Die ersten Hybrid-Mais-Sorten werden auf den US-Markt eingeführt; heute werden nicht nur in den USA, sondern auch in Europa ausschließlich Hybride angebaut.

5.10.1948 - Die Weltnaturschutzorganisaton IUCN wird in Fontainebleau gegründet.

1962 - «The Silent Spring» erscheint; die Biologin Rachel Carson warnt in ihrem Bestseller vor dem Sterben der Natur durch Pestizide und trägt dazu bei, das hochgiftige Insektizid DDT zu verbieten.

1964 - Erste Rote Liste der IUCN mit Beschreibungen von 523 Tierarten erscheint; der Name geht auf das «Red Data Book» der vermissten Schiffe der Londoner Versicherung Lloyds zurück.

1992 - Auf dem Erdgipfel der Vereinten Nationen in Rio einigen sich 178 Länder der Welt auf eine nachhaltige Entwicklung und unterzeichnen dort die Convention on Biodiversity (CBD).

1992 - Die EU beschließt die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, um ihren Ver-pflichtungen aus der CBD nachzukommen; sie ist eine der wichtigsten Naturschutzgesetze in der EU.

29.12.1993 - Die CBD tritt in Kraft; bis heute sind dem Abkommen 196 Mitglieder beigetreten, auch die EU hat es ratifiziert.

2007 - In Deutschland tritt die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt in Kraft; ihr Ziel, das Artensterben bis 2020 aufzuhalten, erreicht sie nicht.

24. Juni 2012 - Lonesome George stirbt; die Galapagos-Schildkröte der Unterart Chelonoidis nigra abingdonii war die vermutlich letzte ihrer Unterart.

Mai 2021 - COP der CBD in Kunming, China. Hier soll ein neuer globaler Zielrahmen für den Schutz der Biodiversität nach 2020 vereinbart werden. (Der Gipfel wurde aufgrund der Pandemie verschoben).


Heike Holdinghausen ist freie Autorin und Redakteurin der taz für Wirtschaft und Umwelt.

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