Arsalan Abedian, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Die Weiterentwicklung und Metamorphose des instrumentalen Theaters im Werk von Carola Bauckholt und Manos Tsangaris

Arsalan Abedian | arsalan.abedian@gmail.com
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Mauricio Kagels Einfluss und seine ästhetischen Neuentwicklungen in Verbindung mit dem „instrumentalen Theater“ sind für die gegenwärtige Kompositionspraxis unverzichtbar geworden und haben auf etliche Komponisten und Komponistinnen nachfolgender Generationen in Bezug auf Theatralität, Performativität, visuelle Aspekte des Musizierens sowie Intermedialität einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zu den bekanntesten und bedeutendsten Vertretern dieser jüngeren und direkt durch Kagel beeinflussten Komponistengeneration zählen Carola Bauckholt und Manos Tsangaris.

Die Fragestellung des Forschungsvorhabens ist zu betrachten, wie sich Kagels instrumentales Theater, als ein kompositorischer Prozess in den kompositorischen Herangehensweisen sowie im Instrumentarium von Tsangaris und Bauckholt widerspiegelt und sich weiterentwickelt.

In dieser Arbeit ist das instrumentale Theater als einen kompositorischen Prozess zu definieren, in dessen Zusammenhang mehrere kompositorische Ansätze [Metzger 1958 / Rebstock 2007], technisch und ästhetisch zusammenwirken. Diese kompositorischen Ansätze können innerhalb einer szenischen Komposition oder eines Kammermusikstücks unabhängig von der Besetzung eingesetzt werden. Die Flexibilität bei der Definition des instrumentalen Theaters als kompositorischer Prozess lässt Räume offen für die Beschreibung und Analyse von dessen Entwicklungen und Metamorphosen.

In welcher Art und Weise die Ansätze in diesem Prozess zusammenwirken, bestimmen sowohl formale Aspekte der Kompositionen als auch inhaltliche Materialien und daraus folgende Assoziationen. Dieser kompositorische Prozess, also das instrumentale Theater ist aus verschiedenen Blickrichtungen und je nach Zusammenwirken der Ansätze miteinander in zwei Prinzipien zu teilen: Das Hervorrufen eines abstrakten Theaters und die Aufstellung eines konkreten Theaters. Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der musikalischen Sprache, Ästhetik und Technik von Bauckholt und Tsangaris und wie entwickeln sie auf ihre jeweils eigene musikalische Sprache Kagels Erbe in zwei Prinzipien weiter?

Die Methoden meiner Forschung basieren sowohl auf der Analyse von Partituren, Tonträgern und audiovisuellen Medien als auch auf der Auswertung selbstständiger sowie unselbstständiger Publikationen nach hermeneutischen Prinzipien. Da beide Komponist*innen (Bauckholt und Tsangaris) in der gegenwärtigen Szene der neuen Musik und deren Vermittlung sehr aktiv sind, kommen als bedeutende Quelle persönliche Interviews und Diskussionen wie auch Beobachtungen und Begegnungen hinzu, die im Hinblick auf die Fragestellungen dieser Arbeit ausgewertet werden sollen.

Es fehlt auf dem Forschungsgebiet eine systematische Betrachtung der ästhetischen und technischen Verbindungslinien zwischen instrumentalem Theater und seiner Weiterentwicklung im Werk jüngerer Komponierenden sowie dem heutigen Stand der Kompositionspraxis in Bezug auf Theatralität, Performativität und Intermedialität. Die wissenschaftliche Relevanz meines Forschungsvorhabens liegt demnach in der Bereitstellung dieser Verbindung in ihrem theoretischen Rahmen und ihrem Forschungskontext. Das Dreieck Kagel-Bauckholt-Tsangaris liefert insofern eine wesentliche Grundlage für das bessere Verständnis solcher Weiterentwicklung und Verbindungslinie.