Paula Walk, Technische Universität Berlin

„Agency“ in Kohletransformationsprozessen: Wer gestaltet den Kohleausstieg und den damit einhergehenden Strukturwandel in Deutschland und Großbritannien?

Der weltweite Ausstieg aus der Kohleverstromung ist eine Grundvoraussetzung für wirksamen Klimaschutz und ein wichtiges Teilelement der sozial-ökologischen Transformation. Vor allem in Ländern des Globalen Südens (z.B Philippinen, Indien) wird immer noch Kohle zugebaut, was der Trendumkehr, die klimapolitisch dringend geboten ist, entgegensteht.

Es gibt bislang nur wenige Industrieländer, die massiv von der Kohleverstromung abhängig waren, und sich auf den Weg gemacht haben, diese zu beenden. Großbritannien, dessen Strommix 2012 noch zu 40% aus der Kohleverbrennung gewonnen wurde, hat 2015 beschlossen 2025 aus der Kohle auszusteigen. Auch Deutschland hat nun den Ausstieg aus Kohleabbau und -verstromung ordnungsrechtlich -wenn auch nicht Paris konform- bis spätestens 2038 in die Wege geleitet. 

Für den noch anstehenden weltweiten Ausstieg aus der Kohle ist es wichtig, die Erfahrungen dieser beiden Länder mit dem Kohleausstieg und dem damit einhergehenden Strukturwandel wissenschaftlich auszuwerten. Aus den Auswertungen können Empfehlungen für andere Länder gewonnen werden, auch wenn natürlich jedes Land andere sozio-ökonomische und politische Voraussetzungen mitbringt und es keine "Musterlösung" gibt.

Die Dissertation fragt nach den Lehren, die aus diesen vergangenen Kohletransitionen für zukünftige, dringend notwendige Dekarbonisierungsprozesse gezogen werden können. Der Fokus der Untersuchung liegt dabei auf der Handlungsfähigkeit („Agency“) von Akteuren und deren Machtbeziehungen in Kohleausstiegsprozessen und dem damit einhergehenden Strukturwandel - am Beispiel von Deutschland und Großbritannien. Die verwendeten Methoden umfassen u.a. das Systematic Mapping und verschiedene Interviewmethoden. Konkrete zu beantwortende Forschungsfragen der einzelnen Kapitel der kumulativen Dissertation sind:

  • „Welche Akteure mit welcher Ressourcenaustattung haben den Kohleausstieg in Großbritannien vorangetrieben und welche haben ihn behindert?“
  • „Inwieweit haben Frauen eine andere Handlungsfähigkeit (“Agency”) in Kohletransformationsprozessen auf Grund des ihnen zugeschriebenen sozialen Geschlechts?“
  • „Welche Akteure können sich mit ihren Projekten und Zukunftsvorstellungen von der Lausitz in der Mittelvergabe der Strukturwandelgelder in Deutschland durchsetzen?“
  • „Wie theoretisieren die (ökonomischen) Denkschulen Umweltökonomik, ökologische Ökonomik und Transformationsforschung Kohletransformationsprozesse und welche Lösungsvorschläge bieten sie an?“

 

Stichworte: Kohleausstieg, Just Transition, Sustainability Transitions Research, ökologische Ökonomik, Energy Transition, Gender