Cover Perspectives_AfricanFeminismsAcrossGenerations_June2021

#01/2021: Afrikanische Feminismen quer durch die Generationen

Aus der Reihe
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Die lange Geschichte sozialer und politischer Bewegungen in afrikanischen Gesellschaften ist auch die Geschichte der Auflehnung von Generationen von Frauen gegen die patriarchale Herrschaft, ihre Gesetze und Praktiken. Trotz dieser Tradition hat sich der Feminismus in Afrika erst in den letzten Jahrzehnten als ideologisches und politisches Konzept herausgebildet.

Afrikanische feministische Bewegungen sind über die Jahrhunderte - parallel zu den Frauenrechtsbewegungen auf dem nördlichen Globus - gewachsen. Dabei mussten sich afrikanische Frauen ihren Raum erkämpfen und Antworten finden auf die Bedürfnisse der Menschen in Afrika. Während ältere Generationen von Feministinnen das Etikett „Feminismus“ scheuten, ist die jüngere „afropolitane“ Generation offener, sich explizit der feministischen Sache zu verschreiben. Chimamanda Adichies Aufruf „We all should be feminist“ – wir sollten alle feministisch sein – von 2014 verdeutlicht die Haltung einer neuen Generation von Feministinnen in und für Afrika.

Wie die Beiträge dieser Ausgabe widerspiegeln, haben sich  verschiedene Formen des afrozentrischen Feminismus herausgebildet, die über Generationen hinweg eine stetige Weiterentwicklung von Frauen- und Genderrechten in Afrika darstellen. Diese unterschiedlichen und doch miteinander verbundenen Ausprägungen des Feminismus haben zur Verabschiedung von Gesetzen, Richtlinien und Abhandlungen über Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter geführt, unter anderem in Bezug auf die Repräsentation und Teilhabe an politischen Ämtern und den Zugang zu Gesundheit, Bildung und Wirtschaft. Sexuelle und geschlechtliche Ungleichheit sollte auch aus der Perspektive von Machtverhältnissen betrachtet und eine Philosophie und Politik artikuliert werden, die nicht nur für die Gleichheit zwischen Männern und Frauen eintritt, sondern auch die Heteronormativität des postkolonialen Zustands insgesamt in Frage stellt. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, traditionelle Geschlechterrollen und Arbeitsteilungen anzufechten und einen grundlegenden Strukturwandel voranzutreiben, damit Frauen und geschlechtliche Minderheiten zu vollwertigen und gleichberechtigten Akteur*innen der Entwicklungsprozesse in Afrika werden.

Trotz der Vielfalt des afrikanischen Feminismus über Generationen hinweg und ungeachtet seiner Errungenschaften, bleibt die Unterdrückung der Geschlechter - und insbesondere sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt -- auf dem Kontinent harte Realität. Frauen und gefährdete Gruppen werden ihrer Rechte beraubt auf wirtschaftlicher, politischer, sozialer und rechtlicher Ebene.  Echte Geschlechterdemokratie und Gleichberechtigung zu erreichen, bedeutet auch, einen afrikanischen de-kolonialen Dialog über die Themen zu führen, die die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit in der afrikanischen Gesellschaft behindern.

 

Diese Ausgabe der Perspectives ist eine Zusammenarbeit zwischen den Gender Focal Points unserer vier Afrika-Büros und des Afrika-Referats in Berlin. (Gender Focal Points sind Mitarbeitende der Heinrich-Böll-Stiftung, die zu Gender-Fragen arbeiten.) Die Idee für die Ausgabe entstand bei der Entwicklung eines gemeinsamen Ansatzes für geschlechterbezogene politische Ziele, der in feministischen Realitäten, Denkweisen und Erzählungen verwurzelt ist, die spezifisch für den afrikanischen Kontinent sind. Wir wollten die Entwicklung der afrikanischen Frauenrechtsbewegungen widerspiegeln, analysieren und dokumentieren. Was folgt daraus für die Zukunft? 

Wir freuen uns, dass wir bekannte afrikanische Frauenrechtlerinnen für die Beiträge gewinnen konnten. Sie befassen sich mit den verschiedenen historischen Entwicklungen und Merkmalen des antipatriarchalen Kampfes, mit Ansätzen zu diesem Kampf und mit dessen Konsequenzen für die intergenerationelle feministische Denkweise und Aktivismus im zeitgenössischen afrikanischen Kontext.

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Juni 2021
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung
Seitenzahl
64
Sprache der Publikation
Englisch
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