Mareike Heller, Ludwig-Maximilian-Universität München

Klassifizierung von Mehrsprachigkeitin der Berliner Schulorganisation

Bei der Schulanmeldung in Berlin, dem Erstkontakt eines jeden Kindes mit dem Bildungssystem, werden die zukünftigen Schüler:innen nach einem Merkmal kategorisiert: Ob sie eine „nichtdeutsche Herkunftssprache“ haben. Nach dieser Statistik bemisst die Bildungsverwaltung den Bedarf an zusätzlichen Fördermitteln. Was wie ein banaler Verwaltungsakt erscheint, ist aber sowohl Ausdruck, als auch Reaktion auf eine gesellschaftlich folgeträchtige Unterscheidung: Aus der Forschung über Bildungsungleichheit ist bekannt, dass Kinder „mit Migrationshintergrund“, die damit erfasst werden sollen, auf vielfältige Weise Diskriminierung erfahren. Allerdings gibt es bis heute keine Forschung darüber, wie diese Klassifizierung der Reproduktion sozialer Ungleichheit in der Schule entgegenwirken kann, oder selbst wiederum daran beteiligt ist.

In meiner Forschungsarbeit rekonstruiere ich vor dem Hintergrund der Soziologie der Klassifikationen und der Organisationsforschung empirisch, wie das Merkmal „nichtdeutsche Herkunftssprache“ hervorgebracht wird, welche Zielsetzungen damit verbunden werden und wie sowohl die mit der Kategorie verbundenen formalen Regularien als auch die sozialen Deutungsmuster in die Routinen des Schulalltags übersetzt werden. Die qualitative Studie an Berliner Grundschulen mit unterschiedlicher sozialer Zusammensetzung der Schüler:innenschaft ermöglicht es, sowohl die Reproduktion diskriminierender Effekte zu identifizieren als auch Wege zur Bildungsgerechtigkeit in den Blick zu bekommen.