Alina Cohnen, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

„Towards Sustainability“ – Etablierung und Semantik der europäischen Umweltpolitik (1972-1993)

Die „Bewältigung klima- und umweltbedingter Herausforderungen“ wird im Kommissionspapier „Der europäische Grüne Deal“ vom Dezember 2019 als „die entscheidende Aufgabe dieser Generation“ ausgemacht (COM/2019/640 final. Der europäische Grüne Deal, vom 11.12.2019, S. 2). Mein Projekt blickt auf die Anfänge dieser Politisierung und versteht sich als Problemgeschichte unserer gegenwärtigen Transformationszeit. 

Die Europäischen Gemeinschaften traten früh als eigenständige Akteure im Bereich der Umweltpolitik auf. So setzten die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten auf der Pariser Gipfelkonferenz von 1972 im Lichte der anstehenden ersten Erweiterung „Umweltschutz“ erstmals auf die gemeinsame Agenda. Ab 1993 rückte ein gegenwärtig omnipräsenter Begriff als Leitlinie des 5. Umweltaktionsprogrammes in den Vordergrund – prägnant im englischen Titel: „Towards Sustainability“ (Official Journal of the European Communities, C138/5 vom

17.05.1993). Der konzeptionelle und semantische Wandel im neuen Politikfeld „Umwelt“ hin zum richtungsweisenden Prinzip der „Nachhaltigkeit“ auf europäischer Ebene steht im Mittelpunkt der Studie. Begriffe wie „Naturschutz“, „Umwelt(schutz)“, „Ökologie“ und „Nachhaltigkeit“ werden auf ihre Bedeutungsebenen, -verschiebungen und jeweiligen Entstehungszusammenhänge untersucht. Die Rolle der Mitgliedsstaaten wird durch zwei nationale Perspektiven mit reflektiert: jene der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs. Angelegt als multilaterale Studie wird die Mehrsprachigkeit der Gemeinschaften wahrgenommen und die Übersetzungsleistungen in der Konzeptionalisierung offengelegt. Durch ein kritisches Aufbrechen zeithistorischer Narrative möchte ich analytische Distanz zum Gegenstand schaffen, um so Erkenntnisse über politische Kommunikation auch für aktuelle Debatten zur „Ökologischen Wende“ zu gewinnen.