Alicia Schlender, Humboldt-Universität zu Berlin

Familie(n)formen & Geschlechterungleichheit. Arbeitsteilung in Patchworkfamilien

In meiner Promotion frage ich, inwiefern sich die Un-/Gleichheiten und damit die Spielräume hinsichtlich Fürsorge und Geschlecht verändern, wenn Reproduktion nicht (nur) in der Kleinfamilie stattfindet. Ich untersuche am Beispiel von Patchworkfamilien in Form von Familien- und Einzelinterviews qualitiativ, wie sich familiäre Praktiken und reproduktive Arbeit im Alltag gestalten.              
Warum Patchworkfamilien? Diese unterscheiden sich von klassischen Kleinfamilien dahingehend, dass die rechtlichen (also sorgeberechtigten) Eltern im Alltag der Kinder oftmals weiterhin eine Rolle spielen, während soziale Eltern hinzukommen und somit die klassischen ‚Grenzen‘ der Kleinfamilie durchlässig werden. Studien verweisen darauf, dass sich in Patchworkfamilien Brüche der Vergeschlechtlichung durch eine vergleichsweise egalitäre Aufgabenteilung im Haushalt andeuten. So sind Mütter in Patchworkfamilien z.B. öfter erwerbstätig als in klassischen Kleinfamilien. Diese Tendenzen werfen wichtige Fragen in Bezug auf Vergeschlechtlichung vor dem Hintergrund sich wandelnder Familienformen auf.

Konkret untersuche ich anhand sog. Stiefmutterfamilien mittels der theoretischen Folien der Social Reproduction Theory (Bhattacharaya 2017) und des Doing Family (Jurczyk et al. 2014)., wie und ob sich hier egalitätsfördernde Effekte einstellen, wie die Haus- und Sorgearbeit verhandelt und verteilt wird. Leitende Fragen sind dabei: Wie werden Geschlechterverhältnisse in den familiären Prozessen wirksam? Welche egalitätsfördernde und -hemmende Faktoren sind in Bezug auf Geschlechter(un-)gleichheit in der Sorgearbeitsverteilung feststellbar?