Konrad Gürtler, Radboud University Nijmegen

Widersprüchliche räumliche Forderungen nach sozialer und ökologischer Gerechtigkeit beim lokalen Kohleausstieg

Klimapolitikmaßnahmen lösen unter anderem Energiewendeprozesse aus, die mit lokalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Neuorientierungen verbunden sind. In den sich daraus ergebenden Strukturwandelprozessen werden Vorstellungen darüber, wie der Übergang vonstattengehen soll, häufig als Gerechtigkeitsanliegen formuliert. Diese können sich inhaltlich auf Aspekte wie Verteilung, Anerkennung und Verfahren beziehen. Allerdings beziehen sich diese Gerechtigkeitsanliegen häufig auch auf bestimmte räumliche Geltungsbereiche, vom Globalen zum Lokalen und vom Universellen zum Partikularen. So konzentrieren sich beispielsweise Forderungen nach Klimagerechtigkeit eher auf die globale Ebene, während Konzepte für einen gerechten Übergang („just transition“) sich meist auf die Herstellung sozialer Gerechtigkeit in lokalen Kontexten beziehen. In dieser kumulativen Dissertation soll untersucht werden, wie und wo diese räumlich und inhaltlich ausdifferenzierten Gerechtigkeitsforderungen aufeinandertreffen. Als theoretischer Beitrag werden die sich überschneidenden Gerechtigkeitsdiskurse und ihre räumlichen Implikationen untersucht. Empirisch interessiert sie sich für öffentliche Arenen, in denen diese räumlich differenzierten Gerechtigkeitsanliegen in Interaktion gebracht werden. In der Dissertation werden daher einige dieser Arenen, wie z.B. Stakeholder-Kommissionen und lokale kommunale Netzwerke in Kohleregionen, identifiziert und analysiert.