Feministische Entwicklungspolitik

In Deutschland und anderen Ländern wird seit kurzem eine Debatte über das Konzept einer feministischen Entwicklungspolitik geführt. Genügt es, die internationale Entwicklungspolitik lediglich als feministisch zu bezeichnen, um sie weniger ungerecht zu machen? Wir denken: Wir müssen weiterdenken!

Anstatt Feminismus als Zusatz und Anforderung an "die Welt da draußen" zu betrachten, sollten wir die Gelegenheit ergreifen, eine visionäre, transformative Neudefinition von Entwicklung zu schaffen - sowie neue Wege der Zusammenarbeit suchen, die auf Solidarität, Transparenz und kritischer Selbstreflexion beruhen und Unterdrückung (auf Grund von Race^[1], Geschlecht, Ableismus, Klasse usw.) überwinden.

Die Empfehlungen basieren auf Gesprächen mit Shristee Bajpai, einer Wissenschaftlerin der Umweltaktionsgruppe KALPAVRIKSH, Saranel Benjamin, Head of Partnerships von Oxfam Großbritannien, und Professor Dr. Aram Ziai, Leitung des Fachgebiets Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien an der Universität Kassel. Aus den Gesprächen wird deutlich, dass feministische Entwicklungspolitik nicht exportiert werden soll. Vielmehr fordert das Konzept zunächst Praktiker*Innen und Institutionen im Globalen Norden heraus, sich mit dem eigenen Beitrag zur Aufrechterhaltung systemischer Ungerechtigkeiten in der Zusammenarbeit.

[1] “Race” wurde als englischer Begriff im deutschen Sprachgebrauch eingeführt, um an Diskurse anzuknüpfen, die diesen Begriff von einer biologistischen Kategorisierung hin zu einem Analyseinstrument für sozialwissenschaftliche Zwecke erweitert haben. Im deutschen Sprachgebrauch steht diese Transformation noch aus.

Weitere Publikationen der Reihe:

• Feministische Entwicklungspolitik #2: Wissen als Macht
• Feministische Entwicklungspolitik #3: Intersektionalität, Gender & Wirtschaft
• Feministische Entwicklungspolitik #4: Förderung jenseits von Machtgefällen
• Feministische Entwicklungspolitik #5: Mehr als Repräsentanz