Luise Klaus, Goethe Universität Frankfurt

Drogen, Polizei und städtischer Wandel: Eine Kartierung der Alltagsräume marginalisierter Drogenkonsumierender

Das Promotionsvorhaben richtet sich auf die Erfahrungen von marginalisierten Drogenkonsumierenden im urbanen Raum und geht dabei den Zusammenhängen zwischen zwei Aspekten  nach: der Relevanz von Gentrifizierungsprozessen im Umgang mit (offenen) Drogenszenen sowie der Rolle der Polizei als ausführende Gewalt vor Ort. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich der gelebte Raum von marginalisierten Drogenkonsumierenden verändert: Wie materialisieren sich städtische Aufwertungsstrategien in Alltagsräumen von Drogenkonsumierenden? Welche Rolle spielt polizeiliches Handeln in deren Alltagserfahrungen und Raumaneignungen?

Im Zuge von anhaltenden Aufwertungs- und Gentrifizierungsprozessen des städtischen Raums, so die These dieser Arbeit, kommt es zu einer zunehmenden Kriminalisierung von marginalisierten Drogenkonsumierenden, wodurch sich ihr Alltagsraum grundlegend verändert. Die Polizei als staatliche Regulierungsinstanz gestaltet diese Neustrukturierung maßgeblich mit. Das Wissen und die Vorstellungen der unterschiedlichen Akteure – Stadt, Polizei und Drogenszene – zu spezifischen Raumausschnitten ist hierbei entlang hegemonialer Gesellschaftsvorstellungen organisiert und (re)produziert institutionelle Diskriminierungsmechanismen. Dies geschieht einerseits auf der städtischen Ebene in Form von drogen- sowie sicherheitspolitischen Verordnungen und andererseits durch konkretes polizeiliches Handeln, welches die Vorgaben umzusetzen versucht. Wie die Polizei Drogenkonsumierende adressiert, nimmt grundlegenden Einfluss auf den gelebten Raum der Betroffenen.

Die methodische Herausforderung des Promotionsvorhabens besteht darin die Drogenkonsumierenden in den Mittelpunkt der Interaktion zu stellen, um zu verstehen, wie Menschen aus offenen Drogenszenen urbanen Raum erfahren und produzieren. Diese Arbeit bedient sich deshalb einem innovativen kartographischen Zugang: Um den besonderen Herausforderungen des Forschungsfeldes gerecht zu werden, bedient sich diese Arbeit des kartographischen Zugang Emotional Mapping (Klaus et al. 2022). Die Methoden knüpfen an die Bestrebungen von Counter-Mapping an, welche in besonderer Weise den Ausdruck von Subjektivitäten erlauben und als Ausdruckmittel für marginalisierte Positionen dienen, indem sie niedrigschwellig sind und zum Experimentieren und kritischem Hinterfragen anregen. Im Rahmen des Promotionsvorhabens soll diese Methode zudem weiterentwickelt und den vielfältigen Bedürfnissen der Personen im Forschungsfeld angepasst werden.

Key Words: Drogen, Urbaner Raum, Polizei, kritische Kriminologie, kritische Kartographie


Literaturverzeichnis

Klaus, Luise; Germes, Mélina; Guarascio, Francesca (2022): Emotional Mapping und partizipatives Kartieren – ungehörte Stimmen sichtbar machen. In: Finn Dammann und Boris Michel (Hg.): Handbuch Kritisches Kartieren. 1st ed. Bielefeld: transcript (Sozial- und Kulturgeographie, 51), S. 37–53