Tobias Bergmann, Technische Universität Berlin & Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change

Soziale und ökologische Grenzen des Wachstums – Über die Rolle von Natur, Energie und Freizeit innerhalb planetarer Grenzen

Die Grenzen des Wachstums beschränken sich nicht nur auf die Endlichkeit natürlicher Ressourcen. Ökologische, aber auch soziale Grenzen des Wachstums reichen sehr viel weiter, werden aber in makroökonomischen Überlegungen selten berücksichtigt. Partha Dasguptas Überblick über die Ökonomie der Artenvielfalt (Dasgupta, 2021) rückt die Frage nach den Grenzen des Wirtschaftswachstums wieder in den Fokus ökonomischer Forschung. Die Ökonomie ist grundlegend von den Ökosystemleistungen der Biosphäre abhängig und im Umkehrschluss von der Biosphäre selbst begrenzt. Andere Forschungsartikel betonen die thermodynamischen Grenzen der Energienutzung im Produktionsprozess oder die Bereitstellung nutzbarer Landflächen für zukünftiges Wachstum. Ergebnisse der Glücksforschung auf der anderen Seite deuten darauf hin, dass ökonomisches Wachstum langfristig kein Garant für erhöhten Wohlstand sein muss. Soziale Grenzen des Wachstums manifestieren sich in ressourcenintensivem Statuskonsum, ohne das Wohlbefinden für den Großteil der Gesellschaft zu vergrößern. Dieses Forschungsvorhaben versucht nun, diese Erkenntnisse in makroökonomische Wachstumsmodelle zu integrieren und die Auswirkungen auf die Struktur der Wirtschaft, die Verteilung der Einkommen und die Wohlstandsmessung zu untersuchen. Wirtschaftspolitische Empfehlungen dürfen sich nicht nur auf die Debatte nach mehr oder weniger Wirtschaftswachstum versteifen. Sie müssen den Begriff des Wohlstands oder Lebensstandards einer Gesellschaft breiter definieren und sich an den ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums orientieren. Ziel dieser Arbeit ist es, bessere makroökonomische Modelle und Wohlstandsmetriken zu entwickeln, die in der Lage sind, langfristige und nachhaltige Entwicklungen zu beschreiben und zu bewerten. Die Integration sozialer und ökologischer Grenzen in ökonomische Modellierung ist ein erster Schritt in Richtung adäquater Repräsentation lange bekannter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und legt den Grundstein für fundierte wirtschaftspolitische Empfehlungen innerhalb planetarer Grenzen.