«Die richtigen Ideen für eine klima­gerechte Zukunft sind schon da. Lasst sie uns gemeinsam umsetzen!»

Regionale Traditionen integrieren, gesellschaftliche Vielfalt mitdenken.

In allen Teilen der Welt führen uns die dramatischen Folgen der Klimakrise immer deutlicher vor Augen, dass Klimaschutz die zentrale soziale Frage unserer Zeit ist. Die Betroffenen von Dürren, Überschwemmungen oder extremer Kälte sind überwiegend die Schwächsten der Gesellschaft, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens nichts oder nur sehr wenig zur Klimaerhitzung beigetragen haben. Es genügt daher nicht, allein von ökologischen Kipppunkten zu sprechen. Als Gesellschaft muss uns klar sein, dass unzureichender oder zu langsamer Klimaschutz unweigerlich mit extremen sozialen Verwerfungen einhergehen wird.

Ein Porträt von Christiane Averbeck . Sie blickt lächelnd in die Kamera

Dennoch werden Klimaschutz und soziale Sicherheit im politischen und öffentlichen Diskurs häufig als Gegensatz dargestellt, um ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen auszubremsen. Der Aufbau einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft erfordert tiefgreifende Veränderungen und wird nur dann gelingen, wenn wir das Verständnis von Klimaschutz als soziale Frage schärfen und sozial-ökologische Lösungen entwickeln. Dafür sind erstens gesamtgesellschaftliche Zukunftsbilder notwendig, die ökologische und soziale Gerechtigkeitsperspektiven zusammenführen. Zweitens muss die Ausgestaltung von Klimapolitik auf einem sozial-ökologischen Politikverständnis aufbauen. Klimaschutzmaßnahmen werden in Politik und Gesellschaft zunehmend im Kontext von sozialer Ungleichheit, demografischem Wandel, wirtschaftlicher Prosperität oder Energiesicherheit verhandelt. Dies setzt eine Klimapolitik voraus, die sozial gerecht ausgestaltet ist und bestehende soziale Ungleichheiten sowie Gerechtigkeitslücken berücksichtigt. Drittens wird es den verheerenden sozialen Folgen der Klimakrise nicht gerecht, wenn bestehende sozialpolitische Versäumnisse bemüht oder politisch instrumentalisiert werden, um ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen aufzuschieben oder zu blockieren. Vielmehr verlangt die Klimakrise eine vorausschauende Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, die den Sozialstaat entlang der Klimarisiken neu ausrichtet und resilient ausgestaltet.

Ein wichtiger Treiber für sozial-ökologische Politikansätze sind Kooperationen zwischen Umwelt- und Sozialverbänden, Entwicklungsorganisationen, Kirchen, Jugendverbänden, Gewerkschaften und Kultureinrichtungen. Diese zivilgesellschaftlichen Allianzen entwickeln sozial-ökologische Baupläne für eine klimaneutrale und sozial gerechte Zukunft. So lassen sich gesellschaftliche Zielkonflikte abbauen und politische Blockaden auflösen. Gleichzeitig bieten sozial-ökologische Allianzen die Chance, die gesellschaftliche Akzeptanz der notwendigen Dekarbonisierung auch in der Fläche voranzutreiben und positive Leitbilder einer klimagerechten Welt in den Kommunen zu entwerfen. Neben Politik, Ökonomie und Wissenschaft können diese Bündnisse auch kulturelle Aspekte berücksichtigen. Denn mit CO2-Bepreisung oder Elektromobilität allein ist es nicht getan. Wer die Transformation gestalten will, muss auch mit Wertekonflikten umgehen, regionale Traditionen integrieren, gesellschaftliche Vielfalt mitdenken und Partizipationsmöglichkeiten ausbauen. Denn die Klimakrise können wir nur gemeinsam lösen. 


Dr. Christiane Averbeck ist Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland.

This article is licensed under Creative Commons License