Annelie Maja Gütte, Humboldt-Universität zu Berlin

(Aus-)Wirkungen gender-transformativer Programme in Kaffeeanbauenden Gemeinden

Obgleich Geschlechtergerechtigkeit ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, sind Geschlechterdisparitäten mit weitreichenden Konsequenzen auf gesamte sozio-ökologische und sozio-ökonomische Systeme immer noch allgegenwärtig – auch in agrarisch geprägten Regionen. Geschlechterungleichheiten sind in Form von Normen, Werten und Institutionen, die menschliche Interaktionen regeln, tief in unseren Gesellschaften verankert. Geschlechtertransformative Programme und Politiken öffentlicher und privater Akteure, wie Regierungen, Unternehmen oder NGOs, bieten auf unterschiedliche Art Alternativen zu diesen verankerten Normen, Werten und Institutionen an. Sie tragen dabei zu einem gesellschaftlichen Transformationsprozess auf dem Weg zu geschlechtergerechteren Systemen bei.
Mit der Frage, welche Wirkung diese Programme auf ihre jeweiligen Zielgruppen haben und durch welche Mechanismen diese Wirkung erzielt wird, beschäftigt sich meine Dissertation.
Um zu ihrer Beantwortung beizutragen, führe ich zwei qualitative Fallstudien unterschiedlicher Programme in unterschiedlichen Kaffeegemeinden durch. Sie umfassen 1) den Gender Household Approach der Hanns. R. Neumann Stiftung in Mbeya Rural/ Tansania und 2) das Care Trade Model von Bean Voyage in der Provinz San José/ Costa Rica.
Die Fallstudien verbinden dabei die Fragen, wie genau sich das lokale Geschlechtersystem definiert, welche Alternativen von den beiden Programmen angeboten werden, wie sie diese umzusetzen versuchen und inwiefern diese Aktivitäten in den Zielgemeinden auf fruchtbaren Boden stoßen. Letzteres ist insbesondere in Bezug auf die Frage relevant, welche Rolle lokale Gemeinden und ihre Bedürfnisse in der Entwicklung und Implementierung von Programmen
externer Akteure spielen und inwiefern ihre Lebensgrundlage durch die Aktivitäten beeinflusst wird. Die Fallstudien stützen sich insbesondere auf Fokusgruppendiskussionen und -workshops sowie Tiefeninterviews mit Teilnehmenden des jeweiligen Programmes und Vertreter:innen der Programmeinrichtungen. Darüber hinaus werden kreative Methoden, wie die Photo Voice Methode, genutzt, um die lokalen Gemeinden stärker in den Forschungsprozess zu involvieren und einen Gemeindedialog anzuregen.