Energiewende: International in die Schule gehen

Best Practices

So kann es gehen: fünf erfolgreiche internationale Beispiele, an denen sich die deutsche Energiewende ausrichten kann.

Ein Mensch schaukelt offenbar mit viel Schwung vor einem blauen Himmel, im Hintergrund sind neblige Berge und eine Stadt zu sehen
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Mit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) 2022 könnten die USA den Energiewende-Turbo einlegen (Bild: Los Angeles, USA).)

Deutschland ist ein Energiewendeland. Der deutsche Atomausstieg und der damit erforderliche Umbau des Energiesystems haben weltweit breite Aufmerksamkeit ausgelöst. Viele sehen in uns das Land, das dank seiner technologischen und finanziellen Stärke sowie seiner regulatorischen Kompetenz ein solches Mammutprojekt stemmen könnte, und doch war die Bewunderung nie ganz ohne Skepsis.

Diesem internationalen Interesse passte sich auch Deutschlands Außen- und Entwicklungspolitik an. Es gibt mittlerweile mehr als 20 Energiepartnerschaften mit gleichgesinnten Ländern und dem Ziel, praxisorientierte Lösungsansätze für die Transformation unserer Energiesysteme zu erarbeiten. Andere Länder bei der Umsetzung der eigenen Energiewende zu unterstützen, ist heute ein Schwerpunkt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz).

Deutschlands wichtigster Beitrag zur globalen Energiewende ist jedoch die massive Reduktion der Kosten für Wind- und PV-Anlagen, die durch unser Vorangehen und die starke Förderung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien erzielt wurde. Damit wurden auch weniger wohlhabende Länder in die Lage versetzt, die Energiewende anzugehen. Inzwischen sind die Erneuerbaren Energien in vielen Teilen der Welt die kostengünstigste Form der Energieerzeugung. Im Jahr 2022 verzeichnete die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) bei den Zubauzahlen im Stromsektor für die Erneuerbaren einen neuen Rekord von 83 Prozent.

Trotz dieser positiven Entwicklung ist die deutsche Energiewende selbst ins Stocken geraten. Obwohl die Ziele klar definiert sind und die benötigten Technologien weitgehend bereitstehen, diskutieren wir weiter über die Umsetzung, verhandeln über konkrete Maßnahmen und die Beteiligung unterschiedlicher Akteure sowie eine angemessene Abfederung sozialer und wirtschaftlicher Folgen. Es ist eben nicht so einfach, die zunächst rein technologisch ausgerichtete Energiewende auch als ein gesellschaftspolitisches und modernisierendes Zukunftsprojekt zu verwirklichen.

Illustration von Menschen, die an einem Hebel ziehen

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5 Beispiele für die Umsetzung der Energiewende

Die folgenden fünf Best-Practice-Beispiele zeigen auf, wie sich Aspekte der globalen Energiewende rasant weiterentwickeln und Anregungen auch für Deutschland geben können. Energiewenden sehen nicht immer gleich aus; zu unterschiedlich sind jeweils politische und kulturelle Bedingungen sowie die Gegebenheiten vor Ort. Lösungsansätze lassen sich nicht „eins zu eins“ von einem Land auf das andere übertragen. Trotzdem lohnt es, über den eigenen nationalen Tellerrand zu blicken und Trends zu identifizieren, die beim Gelingen des Gesellschaftsprojekts Energiewende auch für uns nützlich sein könnten.

I Wärmepumpen in Norwegen – was Preissignale bewirken

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur fließt etwa die Hälfte des globalen Energiebedarfs in den Wärmesektor. In kälteren Ländern wie Norwegen liegt dieser Anteil sogar bei 78 Prozent.

Das dünn besiedelte Land mit seinen 5,4 Mio. Einwohnern gilt schon lange als Vorreiter der Energiewende. Das ist umso bemerkenswerter, weil Norwegen der größte Öl- und Gasproduzent Europas ist und rein aus Versorgungsperspektive gar keine Wärmewende bräuchte. Dennoch hat sich das Land in den letzten Jahren zum internationalen Wärmepumpen-Spitzenreiter entwickelt. Während Deutschland noch darum ringt, die Wärmewende hierzulande flächendeckend umzusetzen, wird in Norwegen die Technologie bereits seit langem geschätzt. Laut dem europäischen Wärmepumpenverband ist sie heute in etwa 1,4 Mio. norwegischen Haushalten – das sind umgerechnet sechs von zehn – eingebaut. Im Ergebnis hat das zu einer Gesamtenergieeinsparung von 10,6 TWh (Terawattstunden) geführt.

Das ist nicht über Nacht geschehen. Die Entwicklung hat ihren Ursprung in der Jahrtausendwende, als die Strompreise in Norwegen wegen einer anhaltenden Dürre und damit einem Mangel an Wasserkraft rasant um 250 Prozent anstiegen. Da schon sehr früh der heimische Ausstieg aus fossilen Energien vorangetrieben wurde, suchten die Norweger*innen nach einer günstigen Heizalternative jenseits fossiler Energien und fanden sie in der Wärmepumpe, denn diese benötigt im Schnitt nur etwa 20 Prozent des Stroms im Vergleich zur erzeugten Wärmeleistung. Ausschlaggebend für den Boom war aber ein Mix aus üppiger staatlicher Unterstützung für die neue Technik und hoher Besteuerung fossiler Energien. Um die Wärmewende im Land durch Informationskampagnen und Subventionen voranzubringen, schuf die norwegische Regierung eigens die staatliche Organisation Enova. 20 Prozent der Anschaffungskosten für Wärmepumpen wurden vom norwegischen Staat subventioniert. Seit 2020 sind fossile Energieträger im Wärmesektor sogar ganz verboten. Außerdem spielten die Eigentümerverhältnisse eine entscheidende Rolle in der Wärmepumpenrevolution: denn in Norwegen wohnen über 80 Prozent der Menschen in selbstgenutztem Wohneigentum. Und dank der hohen Nachfrage auf dem Wärmepumpenmarkt sind heute bis zu einhundert Unternehmen auf dem norwegischen Markt tätig. Der Wettbewerb drückt zusätzlich die Kosten für die Verbraucher.

Auch wenn die Wärmepumpen-Diskussion nicht ganz unumstritten war, trugen die öffentlich-rechtlichen Medien mit sachlicher Berichterstattung zu einer informierten und sachlichen Debatte bei. Sie halfen so, dass die Wärmepumpe in Norwegen nicht als Politikum, sondern als das verstanden wird, was sie ist: eine vernünftige, sinnvolle Investition in Klimaschutz und sichere Wärmeversorgung.

Infografik zeigt eine Kurve, die die Entwicklung des Gesamtverkaufs von Wärmepumpen in Norwegen angibt. Die Kurve steigt ab dem 2000 und endet im Jahr 2021 bei 120.000 Stück.

II Mobilitätswende in Costa Rica – die Menschen mitnehmen

Costa Rica wird oft als Vorzeigeland in Sachen Umweltschutz bezeichnet. Als eines der ersten Länder des Globalen Südens beschloss Costa Rica im Jahr 2019, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Ausgangsposition dafür ist gut. Das mittelamerikanische Land mit 5,1 Mio. Einwohner*innen produziert bereits mehr als 99 Prozent seines Stroms aus heimischen Erneuerbaren Energien. Nun geht es darum, den Transportsektor zu dekarbonisieren, der für 42 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Costa Rica hat geradezu ideale Bedingungen für eine erfolgreiche Mobilitätswende. Zum einen verfügen dort die meisten Häuser über eigene Garagen, was für das Laden von Privatautos vorteilhaft ist. Zum anderen liegt die täglich durchschnittlich gefahrene Strecke mit dem Auto bei 35 km; das ist relativ niedrig und perfekt für kleinere Elektroautos mit (noch) geringer Reichweite. Hinzu kommt eine gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur. Entsprechend ist Costa Ricas Mobilitätswende ambitioniert: Bis 2040 sollen auf den Straßen mehr Elektrofahrzeuge als herkömmliche Verbrenner fahren. Angetrieben wird diese Wende von beachtlichen Steuer- und anderen Vergünstigungen für Elektrofahrzeuge: Sie sind von Einfuhrzöllen und Mehrwertsteuer befreit und müssen keine jährliche Zulassung einholen. Elektrofahrzeuge dürfen zudem vielerorts umsonst parken.
 
Die Anreize scheinen zu wirken. Inzwischen fahren bereits 7,3 Prozent der Autos in Costa Rica mit Strom, mehr als in allen anderen Ländern auf dem amerikanischen Kontinent. Es gibt heute mehr als 100 öffentliche Ladesäulen. Das macht nicht nur Elektroautos attraktiver, sondern verändert das gesamte Stadtbild. Auch die Luftverschmutzung geht seit Jahren stetig zurück.

Doch wie in jedem anderen Land des Globalen Südens steht der Aufwand für die Energiewende teilweise im Wettbewerb zur Armutsbekämpfung. Laut Weltbank ist die Zahl der in Armut lebenden Menschen in Costa Rica im Zeitraum von 2017 bis 2022 um 2,4 Prozentpunkte angestiegen. Die Mobilitätswende braucht also gute Argumente, um von den Bürger*innen akzeptiert zu werden.

Das will die Nichtregierungsorganisation Costa Rica Limpia ermöglichen. Im Jahr 2017 veröffentlichte sie nach Bürger*innenkonsultationen im ganzen Land einen Plan für Costa Ricas Mobilitätswende bis 2030. Gemeinsam mit dem costa-ricanischen Elektromobilitätsverband Asomove organisiert Costa Rica Limpia jedes Jahr in unterschiedlichen Kommunen Bürger*innenfestivals zur Mobilitätswende. In entspannter und familiärer Atmosphäre wird für die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs geworben und zugleich ein aktiver Austausch mit den Menschen über die Zukunft der Mobilität im Lande ermöglicht. Dabei dient die Umstrukturierung des Verkehrs auch dem Ziel, das Transportsystem insgesamt inklusiver zu gestalten und als Ganzes für die Bevölkerung zu verbessern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: heute stehen 87 Prozent der Costa-Ricaner*innen der Mobilitätswende positiv gegenüber.

III USA: Klotzen, nicht kleckern – grüner Wasserstoff vertreibt fossile Energien

Die Vereinigten Staaten galten lange als Energiewende-Trödlerin, am polarisierten Kongress scheiterten immer wieder progressive Klimagesetze. Aber mit der Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) 2022 könnte das Land den Energiewende-Turbo einlegen.

Das neue Gesetz ist beeindruckend, weil es unter anderem darauf abzielt, die Produktionskosten von grünem Wasserstoff um 80 Prozent auf unter einen US-Dollar pro Kilogramm zu drücken. Produzent*innen sollen Steuergutschriften für den Einsatz der Erneuerbaren Energien bei der Produktion von Wasserstoff erhalten. Die Steuergutschrift wird anhand der jeweiligen CO2-Intensität in der Produktionskette berechnet.

Klotzen statt kleckern: Das Angebot, pro Kilogramm grünen Wasserstoffs eine Steuergutschrift von 3 US-Dollar zu erhalten, ist geradezu revolutionär, denn er wird damit strukturell billiger als grauer bzw. fossil-produzierter Wasserstoff! Die Produktionskosten für grünen Wasserstoff könnten auf 0,73 US-Dollar pro Kilogramm sinken, insbesondere in Gegenden, wo erneuerbarer Strom billiger ist, zum Beispiel im Nordwesten der USA. Auf internationaler Ebene könnte der amerikanische Inflation Reduction Act eine ähnliche Wirkung wie die deutsche Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien entfalten, die dazu beigetragen hat, die Kosten für Erneuerbare Energien weltweit erheblich zu vermindern.

Infografik zeigt die Steuergutschriften in den USA für die Produktion von grünem Wasserstoff. Je weniger CO2 bei der Produktion entsteht, desto höher ist der Wert der Gutschrift. Entsteht weniger als 0,45 kg C02 pro kg H2, gibt es drei US-Dollar Steuergutschrift, für 2,5-4 kg nur noch 0,60 US-Dollar

Als wären die rein ökonomischen Auswirkungen des IRA-Gesetzes auf den Marktzulauf von grünem Wasserstoff nicht schon beeindruckend genug, hat es auch eine klare soziale Komponente. Denn die volle Steuergutschrift kommt nur Unternehmen zugute, die ihre Produktionsstätten in sozial benachteiligten Kommunen errichten, gerechte Löhne zahlen und sich an lokalen sozialen Ausbildungsprogrammen beteiligen. Dadurch will man gerade auch die sozial benachteiligten Teile der amerikanischen Gesellschaft von den Vorteilen der Energiewende überzeugen, die historisch wirtschaftlich benachteiligt waren. Jetzt erfahren sie aus erster Hand, wie sich nicht nur ihre Arbeitssituation, sondern auch ihre Lebensqualität durch die Energiewende entscheidend verbessern kann.

IV Akzeptanz durch Ergebnis – wie in Kenia ein umstrittener Windpark populär wird

Der Lake-Turkana-Windpark, etwa 550 km nördlich von Kenias Hauptstadt Nairobi, ist mit 365 Windkraftanlagen und 310 MW Leistung – etwa 20 Prozent der kenianischen Stromproduktion – eines der größten Windprojekte in Afrika. Er erstreckt sich über eine Fläche von 160 Quadratkilometer, ist seit 2019 in Betrieb und beliefert Strom für ca. 1 Mio. Haushalte.

Als das Vorhaben 2005 erstmalig von der kenianischen Regierung mit finanzieller Unterstützung aus Skandinavien, den Niederlanden und Deutschland angedacht wurde, stießen die Projektierer*innen auf große Skepsis und Widerstand in den umliegenden Kommunen. Man sah es dort als Projekt der „Weißen“ und glaubte nicht, dass es zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität in der Region führen werde, in der es bisher nicht einmal ein Mindestmaß an Infrastruktur gab, geschweige denn Stromzugänge für die lokale Bevölkerung.

Die Betreiber*innen setzten daher frühzeitig auf einen offenen und konstruktiven Dialog mit den umliegenden Kommunen. So sollten Vorurteile abgebaut und etwaige Bedenken berücksichtigt werden. Und in der Tat gelang es in Workshops, Informationsveranstaltungen und mit persönlichem Austausch, auf lokaler Ebene gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Die Menschen sahen sich ernst genommen. Sie konnten mitreden und wurden gehört, es erwuchs ein Bewusstsein der Zugehörigkeit zu dem anfangs mit großem Misstrauen verfolgten Projekt.

Dabei halfen die bald sichtbar werdenden positiven Auswirkungen des Windparks auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung. Zum ersten Mal in der Region wurden 2.500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Betreiber*innen erklärten sich bereit, eine Reihe kommunaler Vorhaben in Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Sozialprogrammen zu fördern, und arbeiteten bei deren Auswahl eng mit den Kommunen zusammen, um die Projekte auf die jeweiligen Bedürfnisse zuzuschneiden und durch greifbare Vorteile zu verbessern. Zum ersten Mal erhält die Region Zugang zum kenianischen Stromnetz und eine Straßeninfrastruktur, die sie mit ganz Kenia besser verknüpft.

V Ansporn Energieeffizienz – ein dänischer Energieversorger macht es vor

Es geht bei der Energiewende nicht nur darum, unser Energiesystem umzubauen, sondern auch um eine nachhaltige Reduktion unseres Energieverbrauchs. In Dänemark wird bereits seit der Energiekrise der 1970er Jahre in Energieeffizienz investiert, denn bis 2050 will das Land unabhängig sein von fossilen Energien.

Die langfristige Energieeffizienzstrategie des Landes war das Ergebnis einer kollaborativen Beratung zwischen Regierung, Energieversorgern und -händlern. Das dadurch gewachsene Vertrauen hat dazu geführt, dass die Versorgungsunternehmen die regulatorischen Veränderungen der Regierung nicht nur hinnehmen, sondern sie auch als wirtschaftliche Chance begreifen.

Ein Unternehmen, das in dieser Hinsicht besonders heraussticht, ist Ørsted. Die Firma, früher als DONG Energy bekannt, war traditionell ein auf fossilen Energien fußender Energieversorger mit Schwerpunkt Öl und Gas. In den vergangen fünfzehn Jahren hat Ørsted einen beachtlichen Wandel hingelegt. Heute ist das Unternehmen eines der weltweit führenden Energieversorger mit Erneuerbaren Energien.

Dieser Wandel begann 2008, als Ørsted die strategische Entscheidung traf, sich von fossilen Brennstoffen zu trennen und vornehmlich in Offshore-Windkraft zu investieren. Als Folge legte das Unternehmen vermehrt Wert auf Energieeffizienz und machte diese zum integralen Bestandteil für das Erreichen seiner Nachhaltigkeitsziele und zur Treibhausgasreduzierung.

Ørsted setzt verschiedene Initiativen zur Verbesserung der Energieeffizienz sowohl im eigenen Betrieb als auch bei seinen Kund*innen um. Das Unternehmen bietet Energieberatung an, um Unternehmen und Industrie bei der Energieeinsparung zu unterstützen und gemeinsam mit seinen Kund*innen maßgeschneiderte Effizienzlösungen zu entwickeln. Dazu gehören u.a. Energieaudits, Energiemanagement sowie Beratung zur Optimierung des Energieverbrauchs. Ørsted engagiert sich auch in der Effizienzförderung auf lokaler Ebene. Das Unternehmen arbeitet eng mit Kommunen zusammen, um Energiesparprogramme umzusetzen, stellt energieeffiziente Endgeräte bereit und fördert Gebäudeisolierungen.

Das Beispiel Ørsted ist eindrucksvoll, aber zum Glück nicht einzigartig. Immer mehr Energieversorger sehen in Effizienzsteigerungen ihrer Kund*innen eine Chance. Es geht ihnen hier insbesondere um drei Aspekte. Zum einen wollen sie ihre Kosten senken, denn wenn der Versorger seine Kund*innen ermuntert, während Spitzenzeiten ihre Stromnachfrage zu senken, kann er teure Infrastrukturmodernisierungen und den Ankauf zusätzlichen Stroms vermeiden. Zum anderen stehen Energieversorger zunehmend unter Druck, ihren Beitrag bei der Erreichung von nationalen Nachhaltigkeitszielen zu leisten. Und schließlich führt Energieeffizienz zur Erhöhung der Netzstabilität: Bei geringerem Energiebedarf können Versorger die Belastungen des Netzes verringern, insbesondere während der Spitzennachfrage, die gesamte Netzstabilität verbessern und das Risiko von Stromausfällen schmälern.

Deutschland kann aus diesen Erfahrungen lernen

Diese fünf „Best Practices“ an ermutigenden Fortschritten jenseits unserer Grenzen verdeutlichen vor allem drei Erkenntnisse, wie der Energiewende zum Erfolg verholfen werden kann.

  1. Die Energiewende gelingt nicht über Nacht; sie benötigt eine nachhaltige Langzeitstrategie.
  2. Die Energiewende gelingt, wenn die Menschen mitgenommen und gehört werden und erkennen können, warum sie in ihrem Interesse ist.
  3. Die Energiewende gelingt, wenn gelegentlich auch geklotzt wird und ihre Vorteile so offenbar werden, dass neue Märkte und Geschäftsmodelle wie selbstverständlich daraus erwachsen.

Deutschland, das einstige Vorreiter- und Vorzeigeland der Energiewende kann aus diesen Erfahrungen und Erfolgen anderer auch bei den gegenwärtigen innenpolitischen Querelen Anregung und Mut schöpfen.