Die Weltgemeinschaft scheitert an den Zielen für nachhaltige Entwicklung

Kommentar

Die Weltgemeinschaft ist nicht auf dem richtigen Weg, um die Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen bis 2030 zu erreichen. Davor warnt eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftler*innen, die von den Vereinten Nationen mit der Bewertung der Fortschritte beauftragt wurde.

A poor neighborhood in Jakarta (Indonesia) portrayed in a bird view.

In einem Kommentar in der Fachzeitschrift Nature rufen Shirin Malekpour, Cameron Allen und Kolleg*innen, darunter auch Böll-Vorständin Imme Scholz, Wissenschaftler*innen dazu auf, politische Entscheidungsträger*innen und andere Personen dabei zu unterstützen, den Ansatz der Menschheit zur Erreichung der SDGs zu überdenken.

Die Autor*innen heben drei vorrangige Handlungsbereiche hervor:

  • Beseitigung von Hindernissen, die dem Fortschritt im Wege stehen,
  • Suche nach machbaren und kosteneffizienten Wegen zur Erreichung der Ziele und
  • Stärkung der Governance.

Die 17 SDGs wurden 2015 als dringender Aufruf an alle Länder zum Handeln formuliert, um globale Herausforderungen wie Armut und Ungleichheit, Klimawandel und Umweltzerstörung zu bewältigen. Die SDGs sind in einzelne Ziele unterteilt, von denen die Autor*innen eine Stichprobe von 36 bewertet haben, um eine Momentaufnahme der Fortschritte zu erhalten. Davon sind nur zwei im Jahr 2023 auf Kurs: Zugang zu Mobilfunknetzen und Internetnutzung.

Die Autor*innen schreiben:

Um die Blockade zu durchbrechen, müssen Wissenschaftler*innen herausfinden, was systemweite Veränderungen an verschiedenen Orten und in verschiedenen Sektoren behindert, und schnelle Wege finden, um diese Hindernisse zu überwinden.

Die Forscher*innen sollten Beweise für wirksame politische Wege liefern, die auf verschiedene Sektoren und Länder zugeschnitten sind. Ein Hindernis besteht darin, dass die meisten Forschungsarbeiten bisher in Ländern mit hohen Einkommen durchgeführt wurden, und dass Lösungen, die dort funktionieren, für Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen möglicherweise nicht geeignet sind. Die Umstellung auf saubere Energie könnte beispielsweise an fehlenden finanziellen Mitteln oder einer unzureichenden Infrastruktur scheitern.

Auch für politische Ansätze, die darauf abzielen, alle SDGs gleichzeitig zu erreichen – anstatt sie isoliert anzugehen – und dabei Kompromisse abzuwägen, werden mehr Erkenntnisse benötigt. So verbessern beispielsweise Investitionen in Gesundheit und Bildung die wirtschaftliche Produktivität und führen die Menschen aus der Armut, können aber auch den Ressourcenverbrauch und die Umweltzerstörung erhöhen. Die Autor*innen heben ein positives Beispiel in Tansania hervor, wo Modellrechnungen zeigen, dass Subventionen für Solarstromanlagen nicht nur saubere und erschwingliche Energie, sondern auch eine bessere Gesundheit (durch die Verringerung der Luftverschmutzung) und Bildung (durch die Möglichkeit, mehr Stunden am Tag zu lernen) fördern würden.

Schließlich müssen Wissenschaftler*innen Kriterien entwickeln, um die Auswirkungen verschiedener SDG-Governance-Prozesse zu bewerten – zum Beispiel, ob die Verknüpfung nationaler Haushalte mit den SDGs, wie in Mexiko und Kolumbien praktiziert, die Ergebnisse verbessert. Die Forscher*innen sollten auch Erkenntnisse liefern, um eine stärkere nationale Rechenschaftspflicht in Bezug auf die SDGs zu unterstützen.

Die Autor*innen kommen zu dem Schluss:

Ohne beschleunigte Maßnahmen wird der ehrgeizige Plan, den die Welt 2015 unterzeichnet hat, scheitern. Wissenschaftler*innen, Institutionen und Geldgeber*innen müssen ihren Teil dazu beitragen, die SDGs zu retten – und damit den Planeten und die menschliche Gesellschaft.

 


Hinweis: Diese Mitteilung bezieht sich auf einen Nature-Kommentar, nicht auf eine Nature-Forschungsarbeit oder einen Artikel. Bei den Kommentaren handelt es sich um aktuelle, maßgebliche Meinungsäußerungen zur wissenschaftlichen Forschung und ihren Auswirkungen.

Dieser Kommentar ist Teil der Progress towards the Sustainable Development Goals Collection welche die Halbzeit des 15-Jahres-Zeitraums markiert, der zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) bis 2030 vorgesehen ist. Die Sammlung umfasst Inhalte, die in Zeitschriften aus dem gesamten Nature-Portfolio veröffentlicht wurden, und hebt die Fortschritte auf dem Weg zu den SDGs hervor.

 

Springer Nature setzt sich dafür ein, die Sichtbarkeit der UN-Nachhaltigkeitsziele und relevanter Informationen und Erkenntnisse, die in unseren Zeitschriften und Büchern veröffentlicht werden, zu erhöhen. Die in dieser Mitteilung beschriebene Forschung bezieht sich auf alle 17 SDGs. Weitere Informationen finden Sie hier.