Mona Konietzny, Hochschule für Bildende Künste Dresden

Klebstoffgitter – Anwendung und Eigenschaften bei Verklebungen in der Gemälderestaurierung mit Fokus auf textilen Bildträgern

Klebstoffgitter bieten einen wegweisenden Ansatz, um unsere wertvollen Gemälde unter höchsten Standards zu restaurieren. Die mikrostrukturierten Wabennetze bestehen aus natürlichen Klebstoffen und wurden speziell für die Verklebung von Leinwänden entwickelt. Herkömmlich werden dafür vor allem synthetische Polymere wie Heißsiegelkleber unter Einwirkung hoher Temperaturen und erdölbasierter Lösemittel verwendet, die Schädigungspotenzial für Kunstwerke, Anwender:innen und Umwelt bergen.

Klebstoffgitter bestehen demgegenüber aus wasserlöslichen, konservatorisch geprüften Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen: Methylcellulose (pflanzenbasierte Celluloseether) oder Störleim (ein proteinischer Klebstoff, der aus der Schwimmblase von Stören gewonnen wird). Für die Anwendung werden Klebstoffgitter an der Klebestelle platziert, in der Regel auf einem neuen Stütztextil zur Stabilisierung der gealterten Leinwand, und mit Wasser aktiviert. Das beschichtete Stütztextil wird dann mit der Gemälderückseite verbunden. Durch die Wahl des Klebstoffs und der Aktivierungsparameter, beispielsweise der Wassermenge, können die Klebeigenschaften individuell den Anforderungen des jeweiligen Kunstwerkes angepasst werden. Durch die kontrollierte Aktivierung wird der Klebstoff klebfähig, ohne zu verflüssigen und in die Leinwand abzuwandern. Es resultiert eine stabile, gleichmäßige, diffusionsoffene und langlebige Verklebung, die bei Bedarf objektschonend wieder entfernt werden kann. Damit erfüllt die Methode alle wichtigen Kriterien der Restaurierung: minimale Intervention, maximale Langzeitstabilität sowie bestmögliche Reversibilität. Seit 2021 sind Klebstoffgitter kommerziell verfügbar und vielfach im Einsatz, aber bisher nicht fundiert erforscht.

Ziel des Promotionsprojektes ist daher die systematische und vergleichende Charakterisierung von Leinwandverklebungen mit Klebstoffgittern und herkömmlichen Verfahren. Besonderes Augenmerk liegt darauf, wie die verschiedenen Klebstoffe und Aktivierungsparameter die Klebeigenschaften beeinflussen und wie sich die Verklebungen bei wechselnder Luftfeuchtigkeit verhalten. Aus den Ergebnissen werden das Einsatzspektrum von Klebstoffgittern in der Praxis definiert und Richtlinien für die restauratorische Anwendung formuliert.