Aya Isabel Kleine, Humboldt Universität Berlin

Wissenschaftler:innen diskutieren angesichts neuer lokaler Wohnungspolitiken gegenwärtig, inwiefern von einem postneoliberalen Paradigmenwechsel in der Boden- und Wohnungspolitik gesprochen werden kann. Während die Rolle zivilgesellschaftlicher Gruppen und Mieter:innen in der wissenschaftlichen Debatte fest verankert ist, ist bisher nicht untersucht, welche Rolle Politik und Verwaltung in diesem Paradigmenwechsel einnehmen. Die neoliberale Stadt- und Wohnungspolitik ging in den 1990er und 2000er Jahren mit einer Neuordnung exekutiver Institutionen einher, die dem verwaltungswissenschaftlichen Paradigma des New Public Management entsprang und Verwaltungen nach neoliberalen Vorstellungen von betriebswirtschaftlicher Effizienz und Outputlegitimität reformierte. Nach zahlreicher Kritik am New Public Management-Leitbild deutet sich aktuell eine Verschiebung zum New Public GovernanceParadigma an, dessen Wertebasis ein neues Verständnis der Rolle von Bürger:innen als Koproduzierende bildet. Dieses Dissertationsvorhaben geht von der Annahme aus, dass postneoliberale Boden- und Wohnungspolitiken einerseits und ein verwaltungswissenschaftler Reformdiskurs andererseits mit einem tatsächlichen Wandel auf institutioneller Ebene einhergehen und möchten diesen Zusammenhang anhand des Fallbeispiels der Berliner Boden- und Wohnraumversorgung untersuchen. Das qualitativ-ethnografische Forschungsdesign bestehend aus Interviews, Dokumentenanalysen und teilnehmenden Beobachtungen nimmt folgende Fragen als Ausgangspunkt:

1. Welche Verwaltungsneuordnungen innerhalb der und zwischen den öffentlichen Institutionen der Boden- und Wohnraumversorgung lassen sich feststellen?
2. Welche hemmenden und fördernden Faktoren beeinflussen die Entwicklung, Formulierung und Implementierung postneoliberaler Boden- und Wohnungspolitiken?
3. Welche Konsequenzen haben diese Neuordnungsprozesse für das Verhältnis zwischen Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft?
4. Welchen Beitrag leisten die Erkenntnisse der Arbeit einerseits theoretisch für die kritische Stadtforschung und andererseits praktisch für die gemeinwohlorientierte Weiterentwicklung der Institutionen der Boden- und Wohnraumversorgung?

Die Arbeit verfolgt das Ziel, die oben beschriebene Forschungslücke in der kritischen Stadtforschung mittels eines politikwissenschaftlichen Zugangs zu schließen sowie einen praktischen Beitrag zur gemeinwohlorientierten Weiterentwicklung der Wohnungspolitik und den Institutionen der Wohnraumversorgung leisten.