Bis zu 100% CO2-Einsparung und 1.000 € weniger Heizkosten pro Jahr durch die Wärmepumpe

Erfahrungsbericht

Die Zellers am Berliner Stadtrand haben Heizung und Warmwasser in ihrem Reihenhaus von Erdgas auf eine Erneuerbaren-Kombi-Lösung umgestellt. Jetzt erwärmen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe vor dem Haus zusammen mit einer Solarthermie-Anlage auf dem Dach das Wasser zum Duschen und zum Heizen. Da das Thema Nachhaltigkeit den Zellers enorm wichtig ist, macht ihre neue Anlage sie stolz – und das Haus kuschelig warm.

Tobias Zeller steht mit dem Familienhund vor seinem Einfamilienhaus und stützt sich an der Luft-Wasser-Wärmepumpe ab.
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Die Zellers nutzen in ihrem Reihenhaus in Berlin eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Solarthermieanlage zum Heizung und für die Warmwasserbereitung.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Praxisberichte: Wie Eigentümer erfolgreich auf klimaneutrales Heizen umsteigen".

Hinter dem Garten von Familie Zeller endet Berlin. Hier verläuft der Mauerweg. Im Frühjahr erblüht er als Kirschbaumallee und wird zur Attraktion für Ausflügler/innen. Die Dächer der Häuser, die man vom Wohnzimmer aus sieht, gehören schon zu Teltow, einer brandenburgischen Kleinstadt im Speckgürtel. Man ist hier quasi draußen aus der Stadt. Aber 700 Meter Fußweg entfernt – der Weg führt durch stille, von Reihen- und Mehrfamilienhäusern gesäumte Straßen, gefühlt zwischen peacig und spießig – garantiert der S-Bahnhof Lichterfelde-Süd den Direktanschluss an den Potsdamer Platz.

Die Zellers haben ihr Reihenhaus im Gronauer Weg 2020 gekauft, als sie nach vier Jahren in Südafrika zurück nach Deutschland kamen und etwas Eigenes genauso wollten wie den City-Anschluss und die Nähe zu den internationalen Schulen im Berliner Südwesten. Beide, Tobias Zeller und seine Frau sind in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. In Pretoria wohnte die Familie aus Sicherheitsgründen in einer Gated Community, mit Security und zwei Autos. Der Wunsch nach einem autofreien Alltag war groß.

Das Reihenmittelhaus der Zellers liegt am Berliner Stadtrand
Das Reihenmittelhaus der Zellers liegt am Berliner Stadtrand - Luftwärmepumpe und Solarthermie erwärmen das Wasser zum Heizen und zum Duschen.

Im Frühjahr 2020 zog die Familie mit ihren damals 10 und 7 Jahre alten Kindern in das kleine Reihenhaus ein. 220m² Grundstück, 115m² Wohnfläche, ein kleiner Vorgarten. Wichtig war ihnen: Das Haus sollte sofort beziehbar sein. Die Zellers fassten das Laminat und die abgehängten Decken nicht an, ließen Küche und Wandanstrich so, wie sie waren, und stellten ihre Möbel in die Zimmer. Ein Jahr später machte die Gastherme, die das Haus heizte und mit Warmwasser versorgte, Zicken. Mehrfach waren Reparaturen nötig. Tobias Zellers Geduldsfaden riss schnell. Der 47-jährige Raumplanungsingenieur, der auch beruflich mit Energiethemen zu tun hat – in Südafrika hatte er in einem Straßenbeleuchtungsprojekt gearbeitet  wollte eine nachhaltige und störungsfreie Lösung für Heizung und Warmwasser.

Hohe Investition, aber auch hoher Wohnkomfort

Er wandte sich an einen Energieberater, der ihm von Bekannten empfohlen worden war. Nach einem Vor-Ort-Termin, einigen Gesprächen, versandten Unterlagen und ein paar Wochen Warten lag ein Sanierungsfahrplan für das 1965 erbaute Haus vor. 1998 waren schon Stränge und Elektrik erneuert sowie die Fenster getauscht worden. Der neue Fahrplan schlug nun vor: Dach, Wände und Kellerwände dämmen, einige Heizkörper tauschen, Wärmepumpe vors Haus plus Solarthermie als zusätzliche Wärmequelle aufs Flachdach. Geschätzter Kostenaufwand: 170.000 Euro. Aber auch: ein durch die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Investitionsbank Berlin (IBB) förderfähiger Anteil von maximal 75.000 Euro. 95.000 Euro also galt es, privat in die energetische Sanierung zu stecken. Tobias Zeller sagt:

Klar, das ist nicht billig. Aber es hat sich gelohnt. Es ist alles so gut geworden! Ich freue mich jeden Tag über unser System. Und unser Wohnkomfort ist deutlich gestiegen.

Die Zellers entschieden also im Frühjahr 2021, ihr restliches Geld nicht in ein schickes Parkett und ein neues Sofa zu stecken, sondern in die Heizungswende in ihrem Keller. Da sie keinen Kredit, sondern einen Zuschuss beantragten, ging die Bearbeitung ihres KfW-Förderantrags „superschnell“: Nach fünf Tagen war er genehmigt, die Maximalförderung für die Umrüstung auf den KfW-Effizienzhaus 85-Standard auf Grundlage der Kostenschätzung des Energieberaters bewilligt. Der Berater wurde daraufhin zum Projektmanager, eine Rolle, die er sich mit 16.000 Euro honorieren ließ. Aber auch diese Kosten wurden anteilig von KfW- und IBB-Fördertöpfen übernommen. Der Energieberater nahm den Zellers dafür eine Menge Arbeit ab: Er plante die Baumaßnahmen, holte Angebote von Firmen ein, übernahm Beauftragung, Ablaufplanung und Kostenkontrolle.

Gasanschluss, der nicht mehr in Benutzung ist

Förderung von Wärmepumpen

Die Förderung von Wärmepumpen ermöglicht derzeit erhebliche Einsparungen bei den Anschaffungskosten. In den meisten Fällen wird die Förderung zurzeit bei 50 Prozent liegen. Die Förderung ist auf maximal 70 Prozent und 30.000 Euro gedeckelt.

Überblick über die Fördermöglichkeiten bei der KfW

  • Basisförderung für Wärmepumpen: 30 Prozent

  • Wärmepumpen-Bonus von 5 Prozent bei Nutzung von Wasser, Erdreich oder Abwasser als Wärmequelle, zusätzlich ein Bonus von 5 Prozent bei Verwendung eines natürlichen Kältemittels.

  • Geschwindigkeitsbonus von bis zu 20 Prozent. Je eher Sie umsteigen desto höher ist die Förderung.

  • Einkommensbonus von 30 Prozent für selbstnutzende Haus- oder Wohneigentümer/innen mit einem zu versteuerndem Haushaltseinkommen, das kleiner ist als 40.000 Euro.

Hier finden Sie aktuelle Informationen zu den Förderungen für Wärmepumpen


Rechenbeispiel: Förderung einer Wärmepumpe

In einem Einfamilienhaus, in dem eine alte Ölheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt werden soll, könnten die anfallenden Kosten wie folgt aussehen:

Gesamtkosten inklusive Einbau: 19.000 Euro
30 Prozent Basisförderung = 5.700 Euro
20 Prozent Geschwindigkeitsbonus = 3.800 Euro
Verbleidende Kosten = 9.500 Euro

Somit ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 9.500 Euro unter Berücksichtigung der Förderungen. Haus- oder Wohnungseigentümer/innen mit einem zu versteuernden Haushaltseinkommen unter 40.000 Euro können einen zusätzlichen Einkommensbonus von 30 Prozent in Anspruch nehmen und zahlen in diesem Beispiel nur 5.700 Euro (maximale Förderung 70 Prozent).

Diese Kalkulation basiert auf Beispielwerten, die sich nur auf die Wärmepumpe beziehen. Häufig sind weitere (Umfeld-)Maßnahmen notwendig. Die exakte Förderhöhe kann je nach individuellem Fall variieren. ▶ Zum Förderrechner


Tolerante Nachbarn wollten keine Entschädigung

Im Juni 2022 wurde die Baustelle eingerichtet. Als Erstes wurde das Flachdach gedämmt. 12 Zentimeter speziell druckfeste Dämmung – das Dach sollte ja die Solarthermie-Anlage tragen – wurde auf die schon vorhandene Bitumen-Dämmschicht aufgelegt. Dann kam eine 12 Zentimeter dicke Schicht PUR-Dämmung – ein harter Schaumkunststoff aus Polyurethan – auf die Fassaden, vorne und hinten. Auf die 25m² Seitenwand an der Stelle, wo das Zeller‘sche Haus vor das Nachbarhaus nach vorn verspringt, sollten es sogar 16 Zentimeter sein. 

Das bedeutete: Die Dämmung an der Seitenwand ragte über die eigene Grundstücksgrenze hinaus und befand sich nun auf dem Nachbargrundstück. Im Berliner Nachbarrechtsgesetz ist geregelt, dass dagegen keine Einwände erhoben, aber Entschädigungszahlungen gefordert werden dürfen. Die Zellers haben sich mit ihren Nachbarn jedoch auch ohne Entschädigung geeinigt. Als dann auch noch rund ums Haus ausgeschachtet und von außen die Kellerwand gedämmt worden war, konnten als Abschluss der Dämmarbeiten ein neues Regenschutzdach über der Haustür und eine neue Markise über der Terrasse angebracht werden. Mit auf den Dämmstoff angepassten Spezialdübeln ist das problemlos möglich. 

Luftwärmepumpen sind von Abstandsregeln ausgenommen

Wegen des kurzen Wegs in den Heizungskeller und weil die sie dort im Betrieb weniger auffällt als auf der Terrasse, sollte die Außeneinheit der Wärmepumpe vors Haus kommen, in den ca. 3m² großen Vorgarten, mit einem knappen Meter Abstand zum Küchenfenster, direkt am Fahrweg, der die ganze Reihenhauszeile erschließt. Die Forderung nach drei Metern Abstand der Wärmepumpe zum Nachbargrundstück, wie von manchen aus einer früheren Berliner Landesbauordnung abgeleitet, ließ sich nicht einhalten. „Das geht ja gar nicht bei einem nur sechs Meter breiten Grundstück“, sagt Tobias Zeller und berichtet erleichtert, dass in der neuen Bauordnung Luftwärmepumpen explizit von den Abstandsregeln ausgenommen wurden. Die Zellers gingen in der Planung das Risiko einer Beschwerde ihrer neuen Nachbarn ein, mit dem Plan B im Hinterkopf, die Außeneinheit der Pumpe einfach aufs Dach zu stellen.

Besonders leise Wärmepumpe

Nach einer Recherche zu besonders leisen Systemen bestellten sie bei der österreichischen Firma iDM in Osttirol ihre Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dann tauschten sie noch sieben Heizkörper im Haus. Neue, großflächigere Niedertemperatur-Heizkörper waren wegen der geringeren Vorlauftemperatur, mit der die Wärmepumpe besonders effizient läuft, angeraten.

Anfang Februar 2023 wurde die Pumpe installiert. Heute steht im rechten Winkel zur Hauswand ein hellgrauer Kasten vor dem Haus die Außeneinheit mit dem Ventilator und pustet, wenn die Pumpe läuft, die Zellers mild an, wenn sie nach Hause kommen. In einem Halbkreis von ca. zwei Metern rund um den Ventilator wird es auch etwas kühler. Ein kleiner Rhododendron fängt diese Kälte ab. Bislang schlägt er sich gut. Im Keller hat die Inneneinheit samt 500-Liter-Pufferspeicher auf 3m² Platz gefunden, zusammen mit der Waschmaschine und vielen, vielen Beuteln ökologischer Waschmittel. Wenn die Pumpe läuft, brummt sie innen wie ein Kühlschrank, außen surrt sie leise – das passiert im Winter bei leichtem Frost acht Mal pro Tag für jeweils eine halbe Stunde. In den Wohnräumen des Hauses hört man davon nichts.

Die Luft-Wasser-Wärmepumpe der Familie Zeller steht im Keller
Die Inneneinheit der Luft-Wasser-Wärmepumpe und der 500-Liter-Pufferspeicher stehen auf 3m² im Keller.

Die Zellers haben ihre Anlage so eingestellt, dass sie nachmittags, wenn die Kinder vom Sport nach Hause kommen und duschen, und morgens früh, wenn die Eltern unter die Dusche wollen, 50°C warmes Wasser liefert. In der Zeit dazwischen lassen sie bewusst zu, dass die Temperatur, die aus dem Hahn kommt, an kalten Tagen auch mal auf 30°C abfällt. Zum Händewaschen und Von-Hand-Spülen reicht das. Die Bildung von Legionellen verhindert eine Frischwasserstation: Das Warmwasser steht nicht, sondern wird, wie in einem Durchlauferhitzer, vom Heizungswasser aus dem Pufferspeicher immer nur bei Bedarf frisch aufgeheizt. Die Heizkörper versorgt der Speicher aber jederzeit mit dem nötigen Vorlauf von 35°C. Und wenn die Außentemperatur über mehr als 24 Stunden mal dauerhaft unter -5°C liegen sollte, springt ein elektrisch betriebener Heizstab an und unterstützt die Pumpe, ein zweiter kann im Notfall noch manuell zugeschaltet werden.

Smarte Steuerung

Über das Display der Heizungsanlage kann jederzeit nachgesehen werden, wie viel Strom sie verbraucht und wie viel Wärme sie bereitstellt.
Über den Display der Heizungsanlage kann jederzeit nachgesehen werden, wie viel Strom die Heizungsanlage verbraucht und wie viel Wärme sie bereitstellt.

Tobias Zeller ist sichtlich stolz auf seine hochmoderne Anlage. Sie ist mit dem Haus-W-LAN verbunden. Eine Handy-App macht es möglich, jederzeit nachzuschauen, was die Pumpe gerade so tut, ob sie läuft, ob sie gerade enteist wird, wie viel Strom sie verbraucht, wie viel Wärme sie bereitstellt. Über die App kann der Installateur die Wartung sogar per Ferndiagnose durchführen.

Und durch die unterschiedlichen statistischen Auswertungen, die die App vornimmt, wissen die Zellers sehr genau über ihre Wärmepumpe Bescheid: Im ersten Jahr hat sie knapp 2.500 kWh Strom verbraucht. Die bereitgestellte Wärmemenge betrug 7.800 kWh. Daraus ergibt sich für die Jahresarbeitszahl (JAZ) ein Wert von 3,1 – ein gängiger Wert für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. 

Heizkostenersparnis: 1.000 € pro Jahr

Tobias Zeller geht jedoch davon aus, dass sich durch die Zuschaltung der Solarthermie – die Anlage auf dem Dach ist durch die verzögerte Lieferung der Übergabestation erst im September 2023 an den Heißwasserkreislauf gekoppelt worden – und einige zusätzliche Einstellungen, die er mit seiner wachsenden Expertise an der Anlage vornimmt, eine noch bessere JAZ erzielen lässt. Schließlich habe noch im September, erzählt er, die Wärme vom Dach ausgereicht, um im Alleingang Heißwasser zur Verfügung zu stellen. Die Wärmepumpe musste da tageweise gar nicht anspringen. Sogar an einem kalten, sonnigen Wintertag mit -10 °C habe in den soleführenden, wärmesammelnden Vakuumröhren der Anlage auf dem Dach eine Temperatur von 55-60°C geherrscht, die mit etwas Verlust mit 40°C im Heizungskeller angekommen sei. 2 kWh Wärme trägt die Sonne vom Dach an einem solchen Tag zum Gesamtwärmebedarf der Familie von 43 kWh bei.

Tobias Zeller strahlt: „Es macht mir großen Spaß, mich mit den Displays, den Handy-Apps, den Statistiken und den tollen Steuerungsmöglichkeiten der Anlage zu beschäftigen.“ Er ist mittlerweile sogar häufiger in einer Facebook-Gruppe unterwegs, in der sich Nutzer/innen exakt seines Wärmepumpentyps austauschen. Mit leuchtenden Augen sagt er, seine Wärmepumpe sei für ihn „ganz klar ein Statussymbol“. Gerne führe er Leute in den Heizungskeller, vor allem das zunehmende Interesse in der Nachbarschaft freue ihn. Er weiß, den meisten Nachbar/innen muss er nicht als Erstes mit dem Argument CO2-Reduktion kommen. Es ist diese Rechnung, die die Menschen am Berliner Stadtrand beeindruckt: „Vor der Umrüstung haben wir im Jahr 16.000 kWh Erdgas für Heizung und Warmwasser verbraucht. Heute verbrauchen wir 2.500 kWh Strom, um fast 8.000 kWh Wärme zu erzeugen. Monatliche Kosten für Gasanschluss, Schornsteinfeger, Thermenwartung fallen genauso weg wie die Stromkosten für die ineffiziente Umwälzpumpe der Gastherme. Wärmepumpenwartung und etwas höhere Gebäudeversicherungskosten wegen der modernen Technik kommen hinzu. Auch wenn Strom weiterhin drei Mal so teuer ist wie Gas, sparen wir pro Jahr über 1.000 Euro Heizkosten – und mit jeder Erhöhung der CO2-Abgaben wird es mehr.“ So langsam kämen da die Nachbar/innen doch ins Grübeln.


Idee und Redaktionsleitung: Sabine Drewes / Recherche und Text: Kirsten Riesselmann / Fotografie: Stephan Roehl  / Infoboxen und Redaktion: Lea Wrobel