1. Europäisches Geschichtsforum: Geteilte Erinnerungen

Skulptur "Mutter mit totem Sohn" von Käthe Kollwitz in der Neuen Wache in Berlin. Bild: Slideless in Seattle Lizenz: Creative Commons BY-NC 2.0 Original: flickr.

28. Februar 2012
2011 jährten sich zum 70. Mal zwei tiefe Einschnitte in der Geschichte Ost- bzw. Südosteuropas: Der deutsche Angriff auf Jugoslawien am 6. April und der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. 20 Jahre nach dem Zusammenbruch beider Vielvölkerstaaten zählt die Geschichte des Widerstandes und des letztlich siegreichen Krieges gegen die deutschen Invasoren immer noch zu den zentralen Topoi in der Historiographie der meisten Nachfolgestaaten. Darstellung und Interpretationen dieser Ereignisse haben sich jedoch in eine Vielzahl zum Teil gegensätzlicher Narrative ausdifferenziert, deren Gültigkeit für die jeweilige „nationale Geschichtsschreibung“ oft eher politischen als wissenschaftlichen Kriterien folgt.

Die von der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrem russischen Partner, dem Wissenschaftlichen Informationszentrum Memorial gemeinsam begonnene Initiative „Europäisches Geschichtsforum“ richtet sich vor allem an jüngere Historikerinnen und Historiker, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen, Medien und Nichtregierungsorganisationen aus Ost-, Südost- und Westeuropa. Die erste Tagung fand am 3./4.11.2011 unter dem Titel "Geteilte Erinnerungen. 70 Jahre nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion und Jugoslawien: Deutsche, ost- und südosteuropäische Geschichtsdiskurse" statt.

An zwei intensiven Tagen wurden schwerpunktmäßig folgende Fragen diskutiert: Welche Trennlinien und Tabus machen bis heute eine gemeinsame europäische Aufarbeitung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und ein gemeinsames Gedenken an seine Opfer so schwer? Welche Elemente des wissenschaftlichen, publizistischen und pädagogischen Umgangs mit der Geschichte wären konstitutiv für eine gemeinsame „europäische Erinnerungskultur“, die zugleich den unterschiedlichen Perspektiven Raum lässt?

Das Europäische Geschichtsforum soll in den folgenden Jahren fortgeführt werden – das nächste Mal am 15. und 16.11.2012 zum Thema „Topographien des Terrors“. Bitte achten Sie auf die Veranstaltungsankündigung auf www.boell.de ab Frühherbst. 

Dokumentation der Veranstaltung

1. Europäisches Geschichtsforum: Geteilte Erinnerungen by boellstiftung