Teilhabegesellschaft

Die Idee vom Bürgererbe

19. Juli 2008

Kann das denn wahr sein: 60.000 Euro zum 18. Geburtstag?

Die Idee des Bürgererbes ist es, allen Jugendlichen mit einem Schulabschluss, egal ob arm oder reich, ein kleines Vermögen auszuzahlen!

Die Grundidee, die dem Bürgererbe zugrunde liegt, ist die des Eigentums als Bürgerrecht. Das Ziel besteht darin, jedem die Möglichkeit zu geben, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, also unabhängig von der sozialen Herkunft eine qualifizierte Hochschulbildung finanzieren zu können, ein Unternehmen zu gründen oder ein Haus zu bauen.
Das Modell verbindet das Prinzip der Selbstverantwortung mit der Idee, dass in jeder Generation die Chancen wieder neu verteilt werden müssen, um der Verfestigung von Ungleichheit entgegenzuwirken.

Es ist ein neues, verlockendes Konzept zum Thema Chancengleichheit, mit einem aktiven Sozialstaat, der ermöglicht und ermuntert statt kompensiert und unzureichend stützt.

Finanziert werden soll das Bürgererbe mit Hilfe von Vermögens- und Erbschaftssteuern. Hierbei handelt es sich aber nicht ausschließlich um eine Umverteilung von „reich an arm“, sondern viel mehr von „reich an alle“, denn im Gegensatz zum Bafög kriegen hier alle Jugendlichen den selben Betrag ausgezahlt. Trotzdem müssen wir uns fragen, ob denn Chancengleichheit wirklich so sehr eine Frage des Geldes ist. Und ob das Bürgererbe nicht viel zu spät einsetzt. Wird Chancengleichheit nicht schon im Kindergarten und in der Schule verspielt?

Der Staat gibt die Verantwortung an seine jungen Bürger ab, bietet ihnen finanzielle Unabhängigkeit, Entscheidungsspielraum, Sicherheit und die große Chance ihres Lebens. Die Idee der Eigenverantwortung erinnert an die USA, aus der das Konzept auch ursprünglich stammt und wo es vor allem die breite Mittelschicht an die Unis holen soll.
Doch in Großbritannien wurde es bereits ausprobiert: Mit dem Child Trust Fund bekommt jedes Baby 250-500 Pfund auf ein Konto bezahlt, welches nach 18-jähriges Verzinsung auf ein beachtliches Vermögen angewachsen sein sollte.

Also doch keine reine Utopie?

Bei uns finden Sie Studien, Interviews, kritische Kommentare und verschiedene Zeitungsartikel zu dem Thema.

 

Interview mit Michael Maschke: » 60.000 Euro für jeden
Der Wissenschaftler Michael Maschke über gleiche Chancen, Finanzierungsmodelle, Risiken, Kontrolle und Konsumverhalten

Bruce Ackerman: Argumente für das Stakeholding
» Neue Denkanstöße zum Thema Chancengleichheit

Gerd Grözinger – Michael Maschke – Claus Offe
Die Teilhabegesellschaft. Für einen neuen Sozialkontrakt mit Zukunftsperspektive
» (Kurzfassung, pdf, 10 Seiten)

Ralf Fücks: Wege zur Teilhabegesellschaft
» Die Demokratie braucht eine ökonomische Basis

Brigitte Pothmer: » Mit dem Startkapital in die Teilhabegesellschaft?
Eine gute Idee - aber eine schlechte Wirklichkeit!

Interview mit Claus Offe: » Die Teilhabegesellschaft
Umverteilung in großem Maßstab: den Vermögenden nehmen und es den Bedürftigen geben?

Christian Füller: » Nutze dein Geld (taz Artikel 12.01.06)
Eigentlich nur was für den Mittelstand: doch nicht so gerecht, wie es scheint?

Interview mit Stephan Leibfried:
» Einen solchen Kraftakt brauchen wir (taz Artikel vom 12.01.06)
Ist die Chancengleichheit wirklich eine Frage des Geldes?

Drei Beispiele aus der Praxis: Nun aber mal konkret!
» Die Zweifelnde, der Azubi, die Karrieristin. (taz-Artikel vom 12.01.06)
Wem bringt das Geld was?

Christian Füller: » Grüner Streit um 60.000 € (taz Atrikel vom 13.01.06)
Die Idee ist gut: Man investiert passives Kapital in aktive Menschen.
Aber grüne Politiker bleiben skeptisch.