Kultur in der Pandemie

Kommentar

Im März 2020 wurden die meisten Kulturorte geschlossen. Einer kurzen Öffnungsphase mit Hygienekonzepten im Herbst 2020 folgte die zweite Schließung im November, die bis heute andauert. Die Voraussetzung für ein kulturelles Erlebnis in leiblicher Ko-Präsenz, die Versammlung von Künstler*innen und Zuschauenden ist entfallen. Alle Künste sind betroffen, viele Künstler*innen können nicht mehr in Ihnen gewohnter Weise arbeiten, deshalb stehen soziale und ökonomische Aspekte im Vordergrund.

Theater

Im März 2020 wurden die meisten Kulturorte geschlossen. Einer kurzen Öffnungsphase mit Hygienekonzepten im Herbst 2020 folgte die zweite Schließung im November, die bis heute andauert. Die Voraussetzung für ein kulturelles Erlebnis in leiblicher Ko-Präsenz, die Versammlung von Künstler*innen und Zuschauenden ist entfallen. Alle Künste sind betroffen, viele Künstler*innen können nicht mehr in Ihnen gewohnter Weise arbeiten, deshalb stehen soziale und ökonomische Aspekte im Vordergrund.

Der Bedarf der Künstler*innen ist in den meisten Fällen die Bewahrung ihrer beruflichen Existenz, die Herausforderung für die Politik besteht im Erfinden und Justieren geeigneter Fördermaßnahmen um eine Kulturkernschmelze zu verhindern. Die hohe Ausdifferenzierung von Beschäftigungsverhältnissen und Rechtsformen im Kulturbetrieb verlangt spezifisch zugeschnittene Hilfsprogramme, zuletzt beispielsweise bei den sogenannten „unständig Beschäftigten“, also freien Künstler*innen im Gastvertrag, deren Sozialversicherungspflicht im Kurzzeitengagement ihnen den Status der „Solo-Selbständigen“ verwehrt und sie aus allen November-, Dezember- und anderen Soforthilfen ausschloss. Erst der verzweifelte offene Brief einer Schauspielerin an Monika Grütters, erschienen auf dem Portal nachtkritik.de, führt zu einer weiteren neuen Verordnung, um auch diese Lücke zu schließen.

Eine weitere Entwicklung der Kultur in der Pandemie war die Digitalisierung der Live-Formate. Am Anfang noch geboren aus Improvisation und dem Wunsch weiterhin eine Öffentlichkeit erreichen zu können, entwickelten sich neue Formen und die Kulturinstitutionen bauten eigene Studios um ihre Inhalte digital zugänglich zu machen. Das Humboldt-Forum eröffnete sein Haus via ZOOM mit über 500 Gästen und einem Livestream, der die Besucher*innen durch das neue Gebäude führte. Das Deutsche Theater erreichte mit dem „Zauberberg“, einem Live-produzierten Hybrid aus Theater, Film und Social-Media-Effekten über 5000 Zuschauer*innen. Auch Community Festivals wie „48 Stunden Neukölln“ oder „Tanz im August“ fanden Wege ihre Kunst auf digitaler Ebene zu vermitteln, die Oper Augsburg versendet aktuell VR-Brillen nach Hause, der Bote bringt den Freischütz in 3-D. Einen Teil dieser Entwicklungen wird auch in der postpandemischen Zeit bestand haben. Hatten digitale Werkzeuge vor der Pandemie weitgehend in der Verwaltung, in den technischen Abteilungen und im Marketing ihren Platz, sind nun auch flächendeckend in der Kunst und ihrer Vermittlung angekommen.