Unsere Gäste im Haus Langenbroich 2010

Swetlana Alexijewitsch

 Journalistin und Schriftstellerin aus Minsk/ Weißrussland (Jahrgang 1948). In Belarus sind regimekritische Autoren Repressionen und Gefahren für ihr Leben ausgesetzt. Auch die Bücher von Alexijewitsch sind in ihrer Heimat verboten, während sie weltweit übersetzt und für Theaterstücke und Dokumentarfilme adaptiert wurden. Sie erhielt zahlreiche Preise, darunter den Erich-Maria-RemarqueFriedenspreis der Stadt Osnabrück (2001) und den Kurt-TucholskyPreis des Schwedischen PEN (1996). Bekannt ist sie insbesondere für die Begründung einer eigenen literarischen Gattung – den «Roman in Stimmen», eine auf Interviews basierende dokumentarische Prosa, in der sich die originalen Stimmen der Befragten künstlerisch zu einem Seelenpanorama verdichten. Ihre Prosabände stellen eine beeindruckende Mentalitätsgeschichte – nicht nur der Sowjetunion – dar: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (1985, dt. 1987), Die letzten Zeugen (1985, dt. 1989), Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen (1989, dt. 1992), Im Banne des Todes (neuer Titel Seht mal, wie ihr lebt, 1993, dt. 1994) und schließlich der Band Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft, für den sie 1998 den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung bekam.


Siham Bouhlal

 Schriftstellerin und Übersetzerin aus Casablanca/Marokko (Jahrgang 1966) lebt heute in Paris. In ihren kurzen, eleganten Gedichten über Liebe und Tod verzichtet sie auf jegliche Interpunktion, um den Rhythmus der Texte erfahrbar zu machen. Bouhlal schreibt ihre Gedichte auf Französisch, mit ihrem Reichtum an Farben und Düften stehen sie jedoch in einer deutlich arabischen Tradition. Von Bouhlal liegen mittlerweile drei Gedichtbände vor: Poèmes bleus (2005), Songe d´une nuit berbèrer ou La tombe d´épines (2007), Corps Lurnière (2008). 2009 ist außerdem ihr erster Prosaband Princesse Amazigh erschienen.


Laslo Blaškovic

Romancier, Lyriker und Essayist aus Novi Sad/Serbien (Jahrgang 1966), ist Direktor des Kulturzentrums in Novi Sad und Redakteur bei der Literaturzeitschrift Polja (Felder). Seine intime Prosa stellt einen tragikomischen Alltag dar, häufig ironisch und parodistisch, manchmal auch in Zynismus gefärbt. Blaškovi´c spielt mit Details der eigenen Biografie, aber auch mit literarischen Vorbildern oder Persönlichkeiten der Literaturszene seiner Heimatstadt. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen u.a. der Lyrikband Žene pesnika (Die Frauen der Dichter, 2006), die Romane Svadbeni marš (Hochzeitsmarsch, 1997) und Turnir grbavaca (Das Turnier der Buckligen, 2007) sowie die Erzählung Pri´ca o Malaksalosti (Geschichten über das Unwohlsein, 2010). Prosa und Gedichte von Laslo Blaškovi´c sind ins Englische, Französische, Ungarische, Rumänische, Slowakische, Ukrainische, Bulgarische und Slowenische übersetzt worden. Auf Deutsch erschienen ist bisher der Roman Schmuck der Madonna (2011).


Amir Hassan Cheheltan

 Schriftsteller aus Teheran/Iran (Jahrgang 1956), gilt als einer der bedeutendsten Autoren seines Landes und scharfsichtiger Analytiker der politischen Situation. Nach seinem Studium in England kehrte er 1981 in einen vom Krieg beherrschten Iran zurück. Sein Roman Die Klage von Qassem, den er während seines Wehrdienstes verfasste, durfte erst 2002 unter strengen Auflagen erscheinen. Im Jahr 1998, als die Lage für kritische Intellektuelle im Iran lebensgefährlich wurde, konnte er als «Writer in Residence» des Internationalen Schriftstellerparlaments nach Italien gehen. Dort entstand sein Roman Teheran, Stadt ohne Himmel. Seit seiner Rückkehr nach Teheran 2001 ist Cheheltan auch als Drehbuchautor und Essayist tätig, u.a. für die Frankfurter Allgemeine und die Süddeutsche Zeitung. Bekannt sind von ihm zudem der Erzählband Am stummen Fenster (1979) und der Roman Teheran Revolutionsstraße (dt. 2009), der in seiner Heimat bislang nicht erscheinen durfte.