Ökonomische Akteursvielfalt stärken: Die “Produktive Stadt” und regionale Wirtschaftskreisläufe

Sowohl verdichtete Stadtquartiere als auch ländliche Regionen können mit einer neuen Wertschätzung und Förderung lokaler Ökonomien mehr Arbeitsplätze schaffen. In Städten gilt es, die räumliche Nähe von Wohnen und Gewebe wieder stärker zu ermöglichen und sozialverträglich zu gestalten.

Es gilt, Städte auch wieder als Orte der Produktion wahrzunehmen und zu stärken, gerade auch für eine ökologisch ausgerichtete Produktion. Denn die zunehmende Polarisierung der Einkommen in den Stadtregionen ist nicht zuletzt Folge der einseitigen Förderung von Dienstleistungsbeschäftigung und der Vernachlässigung von Städten als Produktionsstandorte. Dafür braucht es neue Ansätze einer grünen Industriepolitik.

Die Vernachlässigung und mangelnde Unterstützung lokaler Ökonomien und die vielfältigen Verdrängungsprozesse von kleingewerblichen und Handwerks-Betrieben durch Dienstleistungen, teures Wohnen und Gentrifizierung haben zur Ungleichheit verschiedener städtischer Räume und zum Verlust von Arbeit und Ausbildungsplätzen in der Stadt beigetragen. Dabei profitieren städtische Räume, insbesondere benachteiligte Quartiere, von einer kleinteiligen und vielfältigen Wirtschaft.

Um auch wirtschaftlich die „gespaltene Stadt” zu überwinden, braucht es eine neue Wertschätzung und Förderung lokaler Ökonomien, Kleingewerbe und stadtaffiner analoger wie digitaler Produktionen. Aktuelle Entwicklungen hin zu einer wieder “urbaneren Produktion” können Wirtschaftsbetriebe und damit Arbeitsplätze zurück in die Städte holen. Die “produktive Stadt” benötigt den Erhalt und die Weiterentwicklung gewerblicher Räume und Nutzungen innerhalb des städtischen Gefüges. Hierzu sind planerische, bodenpolitische, immobilienpolitische und wirtschaftsfördernde Unterstützungsmaßnahmen erforderlich.

Das “Urbane Gebiet” als neue Kategorie der Baunutzungsverordnung bietet für Neubau und Bestand Chancen, die räumliche Nähe von Wohnen und Gewebe zu erneuern und für “schwächere” gewerbliche Nutzungen Nischen zu stabilisieren bzw. neu zu schaffen. Hierfür sollten auch Instrumente wie die Förderung städtischer/ regionaler Wirtschaftskreisläufe, der Gewerbemietenschutz, die Entwicklungsmaßnahmen im Städtebaurecht, die gewerbliche Erhaltungssatzung und die Erhaltung von diversen gewerblichen Erdgeschossnutzungen geschärft werden.

In ländlichen Gebieten bedeutet „ökonomische Vielfalt stärken“ die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und der Erhalt dezentraler Strukturen, speziell im Lebensmitteleinzelhandel. Daher müssen konzentrationsfördernde Entwicklungen gestoppt werden, z.B. über eine kleinteilige Gewerbe- und Einzelhandels-Ansiedlungspolitik und eine Reform des Kartellrechts.