Die Geschichte erlebbar machen

Grußwort

"Als Berliner Integrationsbeauftragte kann ich den gesellschaftlichen und ökonomischen Beitrag von Menschen mit vietnamesischen Wurzeln für diese Stadt nicht hoch genug schätzen. Zusammen mit Künstler*innen und Journalist*innen wurde das  Projekt der Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben auf den Weg gebracht und zum Vertragsjubiläum gestartet. Ich möchte allen Beteiligten an dieser Stelle bestes Gelingen wünschen und sage: Ihre Geschichte gehört zu dieser Stadt!"

Berlin ist eine internationale Metropole, die von Migration geprägt ist. Einen festen Platz in der Geschichte Berlins hat die Zuwanderung aus Vietnam. Aktuell leben rund 27 000 Menschen mit vietnamesischen Wurzeln in der Stadt – das ist mit Abstand mehr als in allen anderen Bundesländern. Sie sind Teil des Berliner Alltags, der Ökonomie und der Kultur der Stadt. Am häufigsten vertreten in dieser heterogenen Gruppe sind die ehemaligen Vertragsarbeiter und ihre Nachkommen.

Vor 40 Jahren schloss die DDR einen Vertrag mit Vietnam, um Arbeiterinnen und Arbeiter anzuwerben. Dieses Abkommen markierte den Start einer breiten Zuwanderung – 1989 zählte die DDR rund 60 000 vietnamesische Vertragsarbeiter. Nach der Wende versuchte die Bundesregierung, sie mittels Rückführungsabkommens zurückzuschicken. Erst 1997 einigten sich die Innenminister der Bundesländer, ehemaligen Vertragsarbeitern unter bestimmten Voraussetzungen ein Dauerbleiberecht zu gewähren.

Längst sind sie nicht mehr unsichtbar: Tausende Vertragsarbeiterinnen und –arbeiter der ersten Generation erkämpften sich nach der Wende eine neue Existenz, indem sie in die Selbstständigkeit gingen – etwa mit Kiosken, Imbissen, Nagelstudios und Lebensmittelläden. Bis heute prägen sie in vielen Kiezen das Bild Berlins mit. Doch die Biografien der Berlinerinnen und Berliner mit vietnamesischen Wurzeln sind vielfältig: Gerade in der zweiten Generation haben viele ihren Platz auf dem akademischen Arbeitsmarkt erobert. Hinzu kommen neue Migrantinnen und Migranten aus Vietnam, die für die Altenpflege und Gastronomie, aber auch als IT-Spezialisten angeworben werden und die Stadt bereichern. Bei Debatten um Migration werden sie dennoch oft vergessen.

Als Berliner Integrationsbeauftragte kann ich den gesellschaftlichen und ökonomischen Beitrag von Menschen mit vietnamesischen Wurzeln für diese Stadt nicht hoch genug schätzen. Migration hat aber immer auch mit Entbehrung und Entwurzelung zu tun. Hinter jeder Migrationsgeschichte stecken Familienschicksale. Ich will mehr von diesen Geschichten hören und die Menschen hinter den Zahlen und Fakten sichtbar machen.

Dazu passt das Projekt der Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben, das  zusammen mit Künstlerinnen und Journalisten auf den Weg gebracht wurde und zum Vertragsjubiläum startet. Ich möchte allen Beteiligten an dieser Stelle bestes Gelingen wünschen und sage: Ihre Geschichte gehört zu dieser Stadt!