Dossier

Gender Pay Gap, Vereinbarkeit und Lebenswege

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Wie steht es um die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern? Wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wie sieht es in den Chefetagen aus und was bedeutet es, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen? Was ist dran an der Vier-Tage-Woche?

Zum Internationalen Frauentag: Unser Dossier mit Beiträgen von Christiane Benner, Annett Gröschner, David Gutensohn, Henrike von Platen und Simone Schmollack.

Lebenswege

Alles super? - Zahlen und Fakten

Frauen in Erwerbsarbeit

Die Zahl der erwerbstätigen Frauen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

Im Jahr 2022 waren in Deutschland 19,93 Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter berufstätig (46,8 Prozent). Im Vergleich dazu waren im Jahr 2022 22,65 Millionen Männer im erwerbsfähigen Alter berufstätig (53,2 Prozent). Waren 1991 in Westdeutschland nur knapp 55 Prozent der Frauen erwerbstätig, so hat sich heute die Zahl der erwerbstätigen Frauen in Ost- und Westdeutschland in allen Altersgruppen weitgehend angenähert.

Quellen: Statistisches Bundesamt, statista.com, Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen

Einkommen

Frauen in Deutschland verdienten 2022 durchschnittlich einen Stundenlohn von 20,05 Euro, Männer hingegen 24,36 Euro. Damit beträgt der Gender Pay Gap, die Lohnlücke aufgrund des Geschlechts, 18 Prozent.

Zieht man Einbußen beim Gehalt aufgrund von Elternzeit, Teilzeit, Care-Arbeiten ab, ergibt sich eine sogenannte bereinigte Lohnlücke von 7 Prozent.

In Ostdeutschland ist die bereinigte Lohnlücke mit 6 Prozent kleiner als in Westdeutschland mit 19 Prozent. Grund dafür ist die stärker ausgeprägte Erwerbstätigkeit von Ostfrauen in Vollzeit sowie eine kürzere Elternzeit.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Erwerbsarbeit von Frauen in Teilzeit oder Vollzeit

76,4 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Bei den Vollzeitbeschäftigten sind nur 34,4 Prozent Frauen.

Bei der Länge der Arbeitsdauer unterscheiden sich Ost- und Westfrauen: 53 Prozent der ostdeutschen Mütter, deren jüngstes Kind unter drei Jahren alt war, arbeiteten in demselben Jahr Vollzeit, im Westen waren es lediglich 22 Prozent.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann Stiftung

Frauen in Führungspositionen

Nur jede dritte Führungskraft ist eine Frau: 29 Prozent.

Männer sind dagegen mit 71 Prozent in den Führungspositionen vertreten.

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist im Osten höher als im Westen: Jede vierte Führungsposition im Osten war 2023 mit einer Frau besetzt, im Westen waren es rund 17 Prozent.

Ein Grund dafür ist die höhere (Vollzeit-)Erwerbsquote von Frauen im Osten.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Zeppelin Universität Friedrichshafen, Hans-Böckler-Stiftung

 

Anteil von Frauen in sogenannten Frauenberufen

In Deutschland waren Frauen im Jahr 2022 mit einem Anteil von über 65 Prozent in Büro- und kaufmännischen Berufen deutlich überrepräsentiert. In den erzieherischen, hauswirtschaftlichen und theologischen Berufen lag der Frauenanteil bei knapp 84 Prozent, in den medizinischen Berufen bei 81,4 Prozent. In den Dienstleistungsberufen waren Frauen mit einem Anteil von über 62 Prozent vertreten.

Männer sind vor allem in Handwerksberufen (vor allem in der Bauwirtschaft), in der Industrie und in der Landwirtschaft zu finden. Nur knapp 11 Prozent der Erwerbstätigen im Handwerk waren 2022 Frauen. In der Landwirtschaft lag der Frauenanteil bei 23,3 Prozent.

Quellen: Statistisches Bundesamt, statista.com

 

Frauen in den MINT-Fächern

Frauen entscheiden sich nach wie vor seltener für MINT-Berufe: Mathematik, Ingenieur- und Naturwissenschaften, Technik. In den vergangenen Jahren ist der Frauenanteil unter den MINT-Studienanfänger*innen trotz politischer Maßnahmen nur geringfügig gestiegen: 34,5 Prozent im Jahr 2021. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen MINT-Fächern: Am höchsten war der Frauenanteil mit über 88 Prozent in Innenarchitektur, am niedrigsten mit 2,2 Prozent in Metallbau. In der Informatik lag der Frauenanteil unter den Studienanfänger*innen bei knapp 22 Prozent.

In den Ingenieurswissenschaften dominierten 2022 traditionell die Männer, am geringsten ist der Frauenanteil mit 8 Prozent bei der Fahrzeugtechnik.

In den Naturwissenschaften ist der Frauenanteil höher, teilweise liegen Frauen und Männer gleichauf. Dies liegt daran, dass Fächer wie Chemie, Biologie und Mathematik auch als Lehramtsstudiengänge angeboten werden. Diese gehören jedoch zu den traditionellen „Frauenberufen“.

Quellen: BMBF, Statistisches Bundesamt, IAB-Forum

 

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